17. Juli 2025 | 18:30
Vortrag von Peter Schulz
“22. Juli” und “Utøya” sind in Norwegen unmissverständliche Chiffren für Rechtsterrorismus, während in Deutschland der schwerste völkisch-nationalistische Terroranschlag in Europa seit 1945 weitgehend aus dem Bewusstsein verschwunden ist. Eine Erinnerung an die 77 Ermordeten oder eine Auseinandersetzung mit den Motiven des Täters findet weitgehend nicht statt.
Der Vortrag soll an die Opfer des Doppelanschlags von Olso und Utøya erinnern und anhand des Manifests des Täters aufzeigen, wie Antisemitismus, Rassismus und völkischer Nationalismus in der Chiffre des “kulturellen Marxismus” und der These gesteuerter Migration als Tatbegründung verschränkt sind. Außerdem wird gezeigt, wie der Täter die Tat gezielt so vorbereitete und durchführte, dass sie Vorbildcharakter für den zeitgenössischen Rechtsextremismus gewinnen konnte und etwa die Taten von München, Christchuch und Halle mitinspirierte. Zugleich wird deutlich, wie das Manifest des Täters die zentralen Positionen vorwegnimmt, die heute das Zentrum der Ideologie ist, dass die Identitären, die AfD und andere Organisationen der extremen Rechten vertreten.
Die Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe 2207nichtvergessen:
Am 22.07.2011 wurden in der norwegischen Hauptstadt Oslo und auf der Insel Utøya 77 Menschen getötet, darunter 69 Jugendliche, die an einem Ferienlager der Jugendorganisation der Sozialdemokratischen Arbeiter*innenpartei teilnahmen. Seine rassistischen, antisemitischen, antikommunistischen und antifeministischen Motive legte der Attentäter in einem Manifest offen. Die Tat prägte den Rechtsterrorismus nachhaltig, seither haben sich zahlreiche weitere Täter positiv auf diesen Anschlag bezogen.
So auch ein Täter, der am 22.07.2016 neun Menschen im Olympia-Einkaufzentrum in München erschoss. Seine Tat fand nicht nur am gleichen Datum wie der Anschlag in Norwegen statt, der Täter nutze auch die gleiche Tatwaffe und äußerte ein rassistisches und extrem rechtes Weltbild. Trotz des ersichtlichen Zusammenhangs beider Anschläge wurde lange von einem politischen Motiv abgesehen und die Tat von Seiten des Landeskriminalamtes Bayern als Amoklauf eines (psychisch kranken) Einzeltäters eingeordnet.
Beide Anschläge sind heute wenig präsent in der öffentlichen Wahrnehmung und Erinnerungskultur.
Mit dieser Veranstaltungsreihe soll dem Vergessen etwas entgegengesetzt, über die Taten und ihre politischen Dimensionen aufgeklärt und an die Ermordeten erinnert werden.