10. Dezember 2015 | 19:00
Die AG Dollz präsentiert JustIn Monday. (Denn wir machen ja nicht nur Kunst.)
Krise und Krisenpolitik
Seit die bürgerliche Öffentlichkeit im Jahr 2008 nicht mehr umhin kam, sich irgendwie mit dem Sachverhalt zu befassen, dass die ihr allein bekannte gesellschaftliche Ordnung vergängliche Voraussetzungen hat, ist ein Terminus allgegenwärtig, der zuvor Anathema gewesen war: Die Krise.
Und weil kaum jemand gewillt ist, sich mit der Frage zu befassen, wie und warum diejenigen Mittel unwirksam geworden sind, mit denen der autoritäre Staat der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Lage war, sie mit einem Bann zu belegen, herrscht im wesentlichen Panik. Im Vorlauf des drohenden Crashs, d.h. seit den 1980er Jahren, fixierte sich die offizielle Lehre auf die Auffassung, dass diese Mittel ohnehin nur die Marktkräfte gehemmt hätten und insofern unnötig gewesen seien. Die Linke nennt diese Entwicklung irreführend „Neoliberalismus“ und fügt sich so auf ihre Weise in den allgemeinen Verblendungszusammenhang.
Vom inneren Zusammenhang des einen Krisenprozesses mit seinen vielfältigen Momenten soll weiterhin nicht die Rede sein, weswegen sich die Einzelkrisen häuften, die sich wie in einer Pechsträhne im Kasino aneinander zu reihen scheinen. Zur „Finanzmarktkrise“ gesellte sich die „Bankenkrise“, kurz darauf traf es dann die Staatsfinanzen und schwups überraschte auch schon die „Eurokrise“. Inzwischen wird alles eine Krise
genannt, was irgendwie nicht ganz so läuft wie erhofft. Die EU hat eine “Flüchtlings-”, und VW eine “Abgaskrise”. Gegen diesen unspezifischen Gebrauch wird es in dieser Veranstaltung um die Widersprüche gehen, die die kapitalistische Gesellschaft zu dem treiben, was ihr Funktionieren genannt wird, sowie um den Charakter des Bruchs, der sich geltend macht, wenn diese Widersprüche eskalieren.