21. April 2016 | 20:00
Buchvorstellung und Diskussion mit Lou Marin (Marseille)
Rirette Maîtrejean (1887–1968), Anarchafeministin und Individualanarchistin im französischen Milieu libre vor dem Ersten Weltkrieg, wandte sich in ihren Souvenirs d’anarchie (1913) entschieden gegen anarchistische Attentate und Raubüberfälle, von denen besonders an die „Affäre Bonnot“ bis heute erinnert wird.
Die daraus entstandenen konfliktgeladenen Diskussionen führten zur Schwächung der anarchistischen Massenbewegung beim Kriegseintritt Frankreichs 1914. Die staatliche Repressionswelle traf nicht nur das vielfach von Anarchafeministinnen geprägte lebensreformerische und individualanarchistische Milieu, sondern zwang auch alle anderen anarchistischen Strömungen (u.a. Syndikalismus, kommunistischer Anarchismus) dazu, Stellung zu beziehen.
Rirette Maîtrejean argumentierte in den Zwanziger- und Dreißigerjahren gegen ihren ehemaligen Lebenspartner und Gesinnungsgenossen Victor Serge, als dieser als Konsequenz aus dem gescheiterten „Illegalismus“ den Staatsterror der jungen Sowjetunion befürwortete. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg begegnete sie Albert Camus, der ihre Erfahrungen in seiner Kritik des Nihilismus ausformulierte.
Die Buchvorstellung bietet die Möglichkeit, sich mit Leben und Werk der bisher im deutschsprachigen Raum unbekannten Rirette Maîtrejean auseinanderzusetzen.
Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen
Gemeinsam mit Offene Arbeit Erfurt und Frauenzentrum Brennessel