Die männliche Subjektkonstitution — Männliche Sexualität, Gewalt und die Abwehr des Weiblichen

4. Juli 2018 | 19:00

Rolf Pohl: Die männliche Sub­jek­tkon­sti­tu­tion. Männliche Sex­u­al­ität, Gewalt und die Abwehr des Weib­lichen

Trotz aller Mod­ernisierun­gen hat sich hin­sichtlich der Geschlechter­ver­hält­nisse eine Tat­sache grund­sät­zlich nicht geän­dert: Die spät­mod­er­nen Gesellschaften sind nach wie vor von ein­er hier­ar­chis­chen, männlich dominierten Kul­tur der Zweigeschlechtlichkeit bes­timmt. Sozi­ol­o­gis­che Ansätze in der Geschlechter­forschung kön­nen diese Aufrechter­hal­tung von männlich­er Dom­i­nanz und Vorherrschaft analysieren, aber ihre unbe­wusste Repro­duk­tion in den vergeschlechtlicht­en Sub­jek­ten selb­st nicht hin­re­ichend fassen. Von daher ist eine Erweiterung um eine sub­jek­t­the­o­retis­che Per­spek­tive notwendig, die ins­beson­dere die Verknüp­fung von Sex­u­al­ität, Macht und Gewalt in der vorherrschen­den Kon­struk­tion von Männlichkeit(en) ins Zen­trum rückt. Die nor­ma­tive het­ero­sex­uelle Ori­en­tierung unter­wirft den Mann dabei einem unlös­baren Dilem­ma zwis­chen Autonomiewun­sch und Abhängigkeit­sangst. Daraus fol­gt, dass die vorherrschen­den Ein­stel­lun­gen zu Frauen und zur Weib­lichkeit von ein­er Mis­chung aus Lust
, Angst, Neid und ein­er bis zum Hass reichen­den feind­seli­gen Tönung gekennze­ich­net sind. Weib­lichkeit und mit ihr assozi­ier­bare Phänomene wer­den zu Repräsen­tanzen des grund­sät­zlich „Anderen“, das fremd bleibt und ins­beson­dere bei inneren und äußeren Krisen unbe­wusst als bedrohlich erlebt wer­den kann. Hier liegt eine der wichtig­sten Quellen für häus­liche und außer­häus­liche, sex­uelle und nicht-sex­uelle Gewalt gegen Mäd­chen, Frauen, aber auch gegen Schwule, die eben­so als Infragestel­lung der erwün­scht­en, jedoch grund­sät­zlich gefährde­ten männlichen Integrität erlebt wer­den.

Prof. Dr. Rolf Pohl war Hochschullehrer im Fach Sozialpsy­chologe am Insti­tut für Sozi­olo­gie der Leib­niz Uni­ver­sität Han­nover. Zu seinen Arbeitss­chw­er­punk­ten gehören im Bere­ich der Poli­tis­chen Psy­cholo­gie die The­men NS-Täter, Anti­semitismus und Frem­den­feindlichkeit sowie im Bere­ich der Geschlechter­forschung die The­men Männlichkeit, sex­uelle Gewalt, männliche Adoleszenz und männliche Krisendiskurse.

Eine Ver­anstal­tung der SJD-Die Falken Jena in Koop­er­a­tion mit dem AK Wis­senschaft­skri­tik im Stu­ra der Uni Jena

Datum:

4. Juli 2018    

Zeit:

19:00

Veranstaltungskategorie/n:

Veranstaltungsort:

Hör­saal 8

Cam­pus, Uni Jena

Veranstalter*in:

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