Nieder mit Hitler! Oder warum Karl kein Radfahrer sein wollte

27. November 2018 | 19:30–21:30

Jochen Voit (Text) und Hamed Eshrat (Zeich­nun­gen) stellen in der Gedenk-
und Bil­dungsstätte Andreasstraße ihre neue Graph­ic Nov­el vor.

Die außergewöhn­liche Geschichte der Wider­stands­gruppe der Erfurter Han­delss­chüler ist erst vor weni­gen Jahren in das öffentliche Bewusst­sein geholt wor­den. Jochen Bock, Joachim Nerke, Karl Met­zn­er, Hel­mut Emmerich und Gerd Bergmann waren fünf Jugendliche zwis­chen 14 und 16 Jahren, die 1943 ver­botene aus­ländis­che Radiosender hörten, Antikriegsparolen auf Schutzhüt­ten im Steiger­wald schrieben und Flug­blät­ter verteil­ten, in denen sie zum Wider­stand gegen das NS-Regime aufriefen und den Krieg verurteil­ten. Sie wur­den ver­rat­en und ver­haftet. Bis zu ihrer Verurteilung im Juni 1944 waren sie in Erfurt in der Haf­tanstalt in der Andreasstraße einges­per­rt. Jochen Bock bekam die läng­ste Haft­strafe und starb bere­its 1947 ver­mut­lich an den Fol­gen der Haft.

Seit 2014 vergibt der Förderkreis Erin­nerung­sort Topf & Söhne e.V. gemein­sam mit der Mar­tin-Niemöller-Stiftung den Jochen-Bock-Preis. Er ehrt mit diesem Preis an einem Ort der Mit­täter­schaft, dem ehe­ma­li­gen Fir­men­gelände von J. A. Topf & Söhne, Men­schen, die die “Bürg­erpflicht zum Nein­sagen” (Fritz Bauer) gegen Anti­semitismus, Antizigan­is­mus und jede Form grup­pen­be­zo­gen­er Men­schen­feindlichkeit in ermuti­gen­der Weise wahrgenom­men haben.

Seit 2015 wur­den in einem mehrjähri­gen Koop­er­a­tionspro­jekt des Erin­nerung­sortes Topf & Söhne, der Uni­ver­sität Erfurt, der Stiftung Etters­berg, Gedenk- und Bil­dungsstätte Andreasstraße und der Friedrich-Ebert-Stiftung die Geschichte von Studieren­den unter Leitung von Prof. Dr. Chris­tiane Kuller, PD Dr. Annegret Schüle und Dr. Jochen Voit erforscht und in einem Buch der Lan­deszen­trale für poli­tis­che Bil­dung Thürin­gen veröf­fentlicht. Es ent­standen ein 25-minütiger Film und nun – nicht nur für Jugendliche – eine Graph­ic Nov­el als mod­erne kün­st­lerische Auseinan­der­set­zung mit einem wichti­gen Teil der Erfurter Geschichte. Im Zen­trum ste­ht Karl Met­zn­er, das einzige noch lebende Mit­glied der Wider­stands­gruppe.

Der Inhalt der Graph­ic Nov­el: 1943 tippt Karl Met­zn­er Flug­blät­ter gegen die Nazis. 20 Jahre später erin­nert er sich an die todesmutige Aktion, während er einem Vernehmer der Stasi gegenüber­sitzt. Eine wahre Erfurter Geschichte über Fre­und­schaft und Ver­rat und das Leben in zwei Dik­taturen.

Datum:

27. Novem­ber 2018    

Zeit:

19:30–21:30

Veranstaltungsort:

Erin­nerung­sort Topf & Söhne
Sor­ben­weg 7
Erfurt

Veranstalter*in:

Veranstaltungslink: