Aufruf: Global May Day 2019

1. Mai 2019 | 0:00–23:59

Jedes Jahr find­en zum 1. Mai weltweit zahlre­iche Proteste und Streiks statt, um den Tag der Arbeiter*innenbewegung zu würdi­gen. Mit diesem Aufruf, der von eini­gen Syn­dikat­en der Basis­gew­erkschaften FAU (Freie Arbeiter*innen-Union) und IWW (Indus­tri­al Work­ers of the World) ini­ti­iert wurde, wollen wir Basis­grup­pen, Gew­erkschaften und Ini­tia­tiv­en weltweit dazu ani­mieren, ihre 1. Mai Aktio­nen miteinan­der zu verbinden, um dem Kampf dadurch sicht­bar eine transna­tionale Dimen­sion zu ver­lei­hen.

Wir, Lohn­ab­hängige und Studierende, wer­den gemein­sam sol­i­darisch zusam­men­ste­hen, da wir unab­hängig von unserem Wohnort in dem­sel­ben Kampf gegen gewin­nori­en­tierte Inter­essen einge­bun­den sind. Kürzun­gen sozialer Dien­stleis­tun­gen in öffentlichen Haushal­ten, Out­sourc­ing, das Drück­en von Löh­nen, Pri­vatisierun­gen, ansteigende Leben­shal­tungskosten sowie Stu­di­enge­bühren sind nur einige Symp­tome, die im direk­ten Zusam­men­hang mit dem glob­alen Wirtschaftssys­tem ste­hen. Ein Sys­tem welch­es auf Aus­beu­tung und Wet­tbe­werb basiert und die Kom­merzial­isierung aller Lebens­bere­iche vorantreibt.

Der stetig zunehmende Leis­tungs­druck macht uns krank, sei es am Arbeit­splatz, in der (Hoch-)Schule und lei­der auch im wach­senden Maße während der Kind­heit und Jugend. Die Mech­a­nis­men der Mark­twirtschaft und die damit ein­herge­hen­den nation­al­staatlichen Struk­turen führen dazu, dass die Anpas­sung an das Dik­tat der Wet­tbe­werb­s­fähigkeit sowie die Mehrw­ert­pro­duk­tion pri­or­isiert, anstatt dass emanzi­pa­torische Fähigkeit­en gefördert wer­den.

Wir wollen dieses Sys­tem nicht nur stören, son­dern streben an, es zu über­winden.

Durch den transna­tionalen Charak­ter des kap­i­tal­is­tis­chen Sys­tems, ist es für Lohn­ab­hängige notwendig sich eben­falls auf glob­aler Ebene zu ver­net­zen. Durch diese Ver­net­zung kön­nen glob­ale Zusam­men­hänge, die lokale Bedin­gun­gen maßge­blich prä­gen, sicht­bar gemacht wer­den. Außer­dem eröffnet es Möglichkeit­en und erschließt Poten­tiale im Kampf gegen Aus­beu­tung und prekäre Arbeits- und Lebens­be­din­gun­gen. Die Ver­hand­lungs­macht von Arbeiter*innen würde sich enorm erhöhen, wenn wir uns inner­halb von Wertschöp­fungs­ket­ten zusam­men­schließen wür­den. Stellen wir uns vor, welchen Unter­schied es gemacht hätte, wenn die streik­enden Mine­nar­beit­er in Marikana (Südafri­ka) mit den Arbeiter*innen in den Chemiew­erken von BASF in Deutsch­land ver­net­zt gewe­sen wären und gemein­sam gekämpft hät­ten, beson­ders vor dem Hin­ter­grund, dass BASF eine Haupt­ab­nehmerin der geförderten Rohstoffe ist. Solche Verbindun­gen hät­ten die Ereignisse wesentlich bee­in­flussen, vielle­icht das Mas­sak­er im Jahr 2012 sog­ar ver­hin­dern kön­nen.
Ein weit­eres Beispiel sind Proteste von Näher*Innen in Sri Lan­ka am 27.11.2018 (sie pro­duzieren für H&M), welche für Löhne, die zum Leben reichen kämpfen. Am Sel­ben Tag fan­den Soli-Aktio­nen vor H&M‑Filialen in Europa und den USA statt. Dies verdeut­licht, dass Druck durch eine Ver­net­zung der Akteur*innen inner­halb der Wertschöp­fungs­kette, von den Produzent*Innen, über die Mitarbeiter*Innen in den Geschäften bis hin zu den Konsument*Innen, erzeugt wer­den kann.
Ähn­lich­es gilt für Arbeit­snieder­legun­gen bei Ama­zon: Hier streik­te Ver.di z.B. 2016 in Deutsch­land in den Logis­tikzen­tren, da Ama­zon-Zen­tren in Polen als Auswe­ichzen­tren genutzt wur­den, organ­isierte die IP Sol­i­dar­ität­sak­tio­nen. Mit­tler­weile entste­hen Ama­zon Aktion­s­grup­pen auf der ganzen Welt, welche sich zunehmend untere­inan­der ver­net­zen.
Zu guter Let­zt möcht­en wir auf die Lohn­ab­hängi­gen im  IT-Sek­tor ver­weisen, welche sich gegen prekäre Arbeits­be­din­gun­gen zur Wehr set­zen und über nation­al­staatliche Gren­zen hin­weg organ­isieren. Als Beispiel weisen wir an dieser Stelle auf die Ini­tia­tive Game Work­ers Unite! sowie die im let­zten Novem­ber von Arbeiter*innen bei Google organ­isierte Streikak­tion hin. An dieser beteiligten sich zehn­tausende Betrof­fene in 50 Städten weltweit.

Mit einem transna­tion­al koor­dinierten 1. Mai 2019 streben wir nach der Ver­wirk­lichung eines besseren Lebens durch eine stärkere weltweite Ver­net­zung und Sol­i­dar­ität. Beson­ders in Zeit­en von wach­senden national(istisch)en und ras­sis­tis­chen Ten­den­zen, ist es uns ein Anliegen den gemein­samen Kampf für dieses Ziel zu unter­stre­ichen anstatt sich gegeneinan­der ausspie­len zu lassen.

Für ein besseres Leben für alle über sämtliche Gren­zen hin­weg!

#1world1struggle

1w1s

Erstun­terze­ich­nende des Aufrufs:
Bangladesh Anar­cho-Syn­di­cal­ist Fed­er­a­tion | Freie Arbeiter*innen Union (FAU) Ham­burg | Inter-Fac­to­ry Work­ers’ Fed­er­a­tion (FBLP) Jakar­ta | Forum for IT Employ­ees (FITE) India | Gar­ment Work­ers’ Trade Union Cen­ter (GWTUC) Bangladesh | Indus­tri­al Work­ers of the World (IWW) Gainesville | Indus­tri­al Work­ers of the World (IWW) Ham­burg

Datum:

1. Mai 2019    

Zeit:

0:00–23:59

Veranstaltungskategorie/n:

Veranstaltungsort:

FAU Gew­erkschaft­slokal Mil­ly Witkop
Bach­straße 22
Jena

Veranstalter*in:

Veranstaltungslink: