2. August 2017 – 9. August 2017 | 0:00–23:59
2017 – 72 Jahre nach Ende der Nazidiktatur. Nur noch wenige jener
Menschen sind am Leben, die das überlebt haben, was sich jeder
Vorstellung entzieht. Unterdessen hat die Bundesrepublik das Gedenken an
jene Verbrechen vollständig für sich instrumentalisiert. Die
vermeintlichen Weltmeister in Gedenken und Betroffenheit haben, ganz
ohne Schuldabwehr und „Schlussstrich durch Vergessen“, geschafft wovon
die Nationalisten seit der militärischen Niederlage träumten: deutsche
Überlegenheit – wirtschaftlich, moralisch, politisch. Deutschland ist
wieder wer!
Gleichzeitig startet eine völkisch-nationalistische Rechte zum Angriff
auf die erkämpften Freiheiten, für die Salonfähigkeit faschistischer
Ideen. Ihre “letzte evolutionäre Chance für unser Vaterland“ besteht im
Erhalt der Ungleichwertigkeit der Menschen, die Segregation und
letztlich Gewalt gegen alles „unreine, schwache und andere“ rechtfertigt.
Wie kann ein Gedenken aussehen, das nicht instrumentalisiert? Ein
Gedenken, dass sich dem „Nie Wieder“ verschreibt, statt nur phrasenhaft
zu wiederholen was/dass man daraus gelernt hat? Der Holocaust ist keine
Parabel!
Wir werden uns diesen Fragen stellen, ZeitzeugInnen zuhören und durch
verschiedene Arbeits- und Forschungseinsätze auf dem
Gedenkstättengelände das Vergessen verhindern. Zudem wird es Workshops,
Vorträge und Filme zum Thema geben.
Die Gedenkstätte in Weimar-Buchenwald auf dem Gelände des
nationalsozialistischen Konzentrationslagers zeugt von der
nationalsozialistischen Vernichtungs- und Repressionsmaschinerie. Sie
zeugt jedoch ebenfalls vom Widerstand der Inhaftierten gegen den Versuch
ihrer Entmenschlichung, gegen das Schweigen und die Zustimmung der
Mehrheit der deutschen Bevölkerung in den Jahren 1933–1945 – die nicht
mit dem Sieg über das NS-Regime endete. Nach wie vor ist die
Gedenkstätte in Weimar-Buchenwald für uns ein zentraler Bezugspunkt
antifaschistischer Gedenk(stätten)politik.
Wir betrachten das Antifacamp Weimar-Buchenwald 2017 als einen
selbstorganisierten und antiautoritären Neustart. Das Camp versteht sich
als undogmatisch, strömungsübergreifend und als Teil der linksradikalen
Bewegung. Wir legen Wert auf eine hierarchiearme, konstruktive Debatte
um linksradikale Gedenkpolitik. Gleichzeitig beinhaltet ein
antifaschistisches Selbstverständnis für uns eine deutliche
Distanzierung von autoritären, staatstragenden und antisemitischen
Konzepten.