Ablösung der öffentlichen Gewalt durch gesellschaftliche Bünde — Gustav Landauer und die bairische Revolution

28. Februar 2019 | 20:00–22:00

Vor­trag und Diskus­sion mit Sieg­bert Wolf
Gus­tav Lan­dauer (7. April 1870 Karl­sruhe — 2. Mai 1919 München-Stadelheim) gehört, neben Erich Mühsam, bis heute zu den bedeu­tend­sten Anar­chis­ten im deutschsprachi­gen Raum. Sein Denken und Han­deln war maßge­blich von den Werten der Frei­heit, sozialen Gerechtigkeit und Emanzi­pa­tion bes­timmt. Als Lit­er­aturkri­tik­er, Übersetzer, Roman- und Nov­el­lenau­tor, Vor­tragsred­ner und Essay­ist, als libertärer Sozial­ist und jüdischer Kul­tur­philosoph, genoss Gus­tav Lan­dauer hohes Anse­hen. Er agierte als (Anti-)Politiker, Kul­tur- und Sprachkri­tik­er sowie Ini­tia­tor zahlre­ich­er anar­chis­tis­ch­er Pro­jek­te („Sozial­is­tis­ch­er Bund“ u.a.). Seine aus­for­mulierte Konzep­tion eines libertären und föderativen Sozial­is­mus — Stich­wort: kommunitärer Anar­chis­mus — gehört in das Zen­trum seines Denkens und Han­delns.
Die revolutionäre Umwälzung im Novem­ber 1918 wurde von Gus­tav Lan­dauer ausdrücklich begrüßt. Kurt Eis­ner, erster Ministerpräsident der neuen bay­erischen Repub­lik („Freis­taat Bay­ern“), bat ihn, „durch red­ner­ische Betätigung an der Umbil­dung der See­len mit(zu)arbeiten.“ Während der Rev­o­lu­tion von 1918/19 engagierte sich Lan­dauer von München aus für eine frei­heitliche Umgestal­tung der Gesellschaft. Dort wirk­te er als treibende Kraft in den bedeu­ten­den Rätegremien. Unablässig warb er für ein föderatives und dezen­trales Rätesystem. Während der ersten baierischen Räterepublik im April 1919 agierte er als „Volks­beauf­tragter für Volksaufklärung“, sprich: Kul­tur­min­is­ter. Anfang Mai 1919 wurde er im Zuge der Nieder­schla­gung der Rev­o­lu­tion bru­tal ermordet.
Der Vor­trag rückt Gus­tav Lan­dauers libertäre Bemühungen für eine frei­heitliche und sozial gerechte Gesellschaft jen­seits von Nation­al­staat, Kap­i­tal­is­mus und Großin­dus­tri­al­is­mus während der Rev­o­lu­tion 1918/19 in den Vorder­grund.

Eine Ver­anstal­tungsrei­he des Bil­dungskollek­tives zu 100Jahre Bairische Rätere­pub­lik. In Koop­er­a­tion mit der Rosa-Lux­em­burg-Stiftung Thürin­gen

Datum:

28. Feb­ru­ar 2019    

Zeit:

20:00–22:00

Veranstaltungskategorie/n:

Veranstaltungsort:

Offene Arbeit
Aller­heili­gen­str. 9, Hin­ter­haus
Erfurt

Veranstalter*in:

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