Demoaufruf zum 14. Todestag von Oury Jalloh

7. Januar 2019 | 13:00

Im Namen der Hin­terbliebe­nen der Fam­i­lie Dial­lo,
– ins­beson­dere im Namen der ohne Aufk­lärung und Beant­wor­tung ihrer berechtigten Fra­gen zum grausamen Brand­mord an ihrem Sohn Oury Jal­loh ver­stor­be­nen Eltern Maria­ma Djom­bo Dial­lo und Elhad­ji Boubakar Dial­lo –
laden wir alle sol­i­darischen Men­schen, Aktivist*innen, Ini­tia­tiv­en und Organ­i­sa­tio­nen
zu unser­er jährlichen Demon­stra­tion in Gedenken an Oury Jal­loh am
7. Jan­u­ar 2019 nach Dessau ein.

13:00 Uhr:                 Kundge­bung und Samm­lung

Tre­ff­punkt:            Haupt­bahn­hof Dessau-Roßlau | Bahn­hofsvor­platz

14:00 Uhr:                          Beginn der Demon­stra­tion

(Demoaufruf als Pdf)      Link

.. 14 Jahre ohne Aufk­lärung
.. 14 Jahre ohne Entschuldigung bei den Hin­terbliebe­nen

.. 14 Jahre ohne Anerken­nt­nis der erdrück­enden Beweis­lage
.. 14 Jahre ohne Gerechtigkeit 

.. 14 Jahre ohne Entschädi­gung

14 Jahre lang haben Polizei‑, Jus­tiz- und Poli­tik die Aufk­lärung der Ermor­dung von Oury Jal­loh im Polizeige­wahrsam sowie die Aufk­lärung von min­destens zwei weit­eren Todes­fällen im Dessauer Polizeire­vi­er ver­weigert.

Eine vorge­blich unab­hängige Jus­tiz schützt die Polizis­ten aus dem Dessauer Polizeire­vi­er seit 14 Jahren, obwohl sie weiß, dass die dort täti­gen Polizeibeamten über viele Jahre hin­weg Men­schen willkür­lich und rechtswidrig im Polizeige­wahrsam fes­thiel­ten, sie folterten und sog­ar töteten…

Der Umgang staatlich­er Behör­den mit dem Fall Oury Jal­loh hat ein Fen­ster in die gewal­tenüber­greifende Staat­srai­son der BRD eröffnet:

Im Oury-Jal­loh-Kom­plex hat die Straflosigkeit der Täter infolge der offen­sichtlichen Ermor­dung von Hans-Jür­gen Rose im Dezem­ber 1997 zu noch min­destens zwei weit­eren Mord­fällen im Polizeire­vi­er Dessau geführt: Mario Bichte­mann im Okto­ber 2002 und Oury Jal­loh im Jan­u­ar 2005.

Auch die Todes­fälle Hans-Jür­gen Rose und Mario Bichte­mann erbracht­en auf­grund der seit­ens der Staat­san­waltschaft Dessau-Roßlau und den höheren Führungsebe­nen der Polizei­di­rek­tion Dessau sys­tem­a­tisch gedeck­el­ten Ermit­tlun­gen keine Verän­derun­gen in dieses men­schen­ver­ach­t­ende Sys­tem ille­galer Frei­heit­sentziehun­gen und Folterun­gen.

Obwohl drei Men­schen ermordet wur­den, blieben die Täter*innen unbe­hel­ligt im Amt. Gle­ichzeit­ig wur­den die für Dessau ver­ant­wortlichen Polizeipräsident*innen alle­samt ungestört in die höch­sten Posi­tio­nen des Innen­min­is­teri­um Sach­sen-Anhalts rekru­tiert.

Dem NSU-Kom­plex, den Polizei-Mor­den an Schwarzen*People of Color*Menschen von Kola Bankole 1994 über Aamir Ageeb 1999, Ndeye Mareame Sarr 2000, Achi­di John 2001, Laye Ala­ma Conde 2005, Dominique Kouma­dio 2006, Christy Schwun­deck 2011 bis hin zu Amos Thomas 2016, dem Polizei-Mord an Hal­im Den­er 1994 und denen an vie­len weit­eren Men­schen, ist genau­so wie den zahlre­ichen ungek­lärten Todes­fällen in Jus­tizge­wahrsam – wie dem von Yaya Jab­bie 2016, Dsch­aber al-Bakr 2016 oder Amad Ahmad, der im Sep­tem­ber 2018 in ein­er Haftzelle der JVA Kleve tödlich ver­bran­nte – vieles gemein­sam: Ermit­tlun­gen wer­den ver­schleppt und behin­dert, Beweis­mit­tel manip­uliert, entsorgt oder gar nicht erst gesichert, Ankla­gen unzuläs­sig min­imiert oder gar nicht erst erhoben. Falls es in Aus­nah­me­fällen doch ein­mal zu Gerichtsver­hand­lun­gen gegen die Täter* des Staates kom­men sollte, wer­den die Gericht­sprozesse zur Farce gemacht. Richter*innen und Staatsanwält*innen garantieren Hand in Hand weitest gehende Straf­frei­heit für ein Verbleiben der Täter*innen im Staats­di­enst.

Notwendigkeit der Organ­i­sa­tion unab­hängiger Kon­troll- und Aufk­lärungsstruk­turen

Ein Staat kann und will sich nicht selb­st kon­trol­lieren, geschweige denn über sich selb­st richt­en. Dieser Staat­srai­son kann let­ztlich nur durch zivilge­sellschaftlich organ­isierte Kon­trollmech­a­nis­men und dem Auf­bau unab­hängiger Aufk­lärungsstruk­turen ent­ge­genge­treten wer­den, die auf der Basis sol­i­darisch­er Net­zw­erke funk­tion­ieren. Im NSU- wie im Oury-Jal­loh-Kom­plex wur­den die wesentlichen Erken­nt­nisse bere­its durch zivilge­sellschaftliche Recherche und spenden­basierte Ermit­tlun­gen sowie inter­na­tionale Gutacht­en und gegen die Wider­stände sämtlich­er Gewal­ten dieses Staates durchge­set­zt. Durch die Grün­dung ein­er Inter­na­tionalen Unab­hängi­gen Kom­mis­sion zur Aufk­lärung der Wahrheit über den Tod von Oury Jal­loh set­zen wir unsere Aufk­lärungsar­beit weit­er fort – unab­hängig und unbeein­druckt von Entschei­dun­gen, die auf juris­tis­ch­er oder poli­tis­ch­er Ebene in den näch­sten Monat­en und Jahren gefällt wer­den mögen.

Wir haben der Straf­frei­heit für Täter*innen in Dien­sten des Staates genau­so wie der pas­siv­en und aktiv­en Unter­stützung von Straftat­en gegen migrantis­che Leben in Deutsch­land lange genug nur zugeschaut oder hin­ter­her­ermit­telt…
… es ist Zeit für Verän­derun­gen!

Nach den beein­druck­enden Teil­nehmerzahlen der let­zten bei­den Demon­stra­tio­nen am 7. Jan­u­ar 2017 und 2018 wün­schen wir uns eine Kon­ti­nu­ität in der öffentlichen Unter­stützung, Sol­i­dar­ität und Entschlossen­heit beim Gedenken an Oury Jal­loh 2019!

Kein Vergeben – Kein Vergessen!

Kein weit­eres Opfer!

Zivilge­sellschaftliche Kon­trolle gegen staatlichen Gewalt­miss­brauch!

Oury-Jal­loh-Kom­plex aufk­lären! – Inter­na­tionale Unab­hängige Kom­mis­sion unter­stützen!

Oury Jal­loh – Das war Mord!

Datum:

7. Jan­u­ar 2019    

Zeit:

13:00

Veranstaltungskategorie/n:

Veranstaltungsort:

Haupt­bahn­hof Dessau

Veranstalter*in:

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