Die Gelegenheit von Berlin im November 1918

13. Dezember 2018 | 18:30

“Seid bere­it! Für uns’re Stunde und unsre Zeit” (Lied der Matrosen) — Vor­trag mit Alexan­der Neu­pert-Doppler

100 Jahre nach der let­zten Rev­o­lu­tion in Deutsch­land gleit­en Ver­anstal­tung darüber leicht in Nos­tal­gie ab. Stattdessen wäre kri­tisch zu fra­gen, was aus den Ereignis­sen nach dem Matrose­nauf­s­tand gegen den Weltkrieg gel­ernt wer­den kann. Eine wichtige Lehre for­mulierte 1935, bere­its im Exil, der Rätekom­mu­nist und Päd­a­goge Otto Rüh­le: “Als die Rev­o­lu­tion 1918 die Sozialdemokratis­che Partei Deutsch­lands plöt­zlich vor die Auf­gabe stellte, die Sozial­isierung prak­tisch durchzuführen, ver­sagte sie unter Klein­mut, Aus­flücht­en und Miß­grif­f­en in beschä­mender Hil­flosigkeit. Ihr fehlte der Mut zum Neuen — zur Utopie” (Rüh­le 1935 13). Geschichte ist nicht nur eine Geschichte von Klassenkämpfen, son­dern auch die Geschichte ver­passter und ergrif­f­en­er Gele­gen­heit. Und diese kom­men plöt­zlich! Bere­its in Debat­ten der 1920er Jahre wurde dafür der griechis­che Begriff des Kairós, richtige Zeit, im Gegen­satz zum Chronos, ver­fließende Zeit, ver­wen­det. Der Sozial­ist Paul Tillich stellte als ei
ner der Ersten die These auf, dass Befreiung nicht das Ergeb­nis eines chro­nol­o­gis­chen Fortschritts sein kann, son­dern das Nutzen kairol­o­gis­ch­er Gelege­heit­en ist. An diesem Abend wird diese geschicht­sphilosophis­che These anhand der Ereignisse von 1918 geprüft und über ihre Bedeu­tung für 2018 disku­tiert.

Datum:

13. Dezem­ber 2018    

Zeit:

18:30

Veranstaltungskategorie/n:

Veranstaltungsort:

Falken Laden­lokal
Thäl­mannstr. 26
Erfurt

Veranstalter*in:

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