Ein Riss ist in der Welt

28. September 2017 | 20:00–23:00

Über Roman­tik und Rev­o­lu­tion — Vor­trag von Jörg Finken­berg­er

Die Roman­tik, die erste mod­erne Avant­garde­be­we­gung, gilt zu Unrecht als prinzip­iell rück­wärts­ge­wandt. In den Län­dern, in denen sie zuerst entste­ht, Deutsch­land und Eng­land, kann sie viel genauer beschrieben wer­den, wenn man sie unter dem Blick­winkel ihrer kri­tis­chen Sym­pa­thie mit der franzö­sis­chen Rev­o­lu­tion betra­chtet, auf derem Höhep­unkt sie entste­ht. Die rev­o­lu­tionären Sym­pa­thien der frühen Roman­tik­er sind nicht indi­vidu­elle Zufälle, son­dern reichen ins Inner­ste der Neuen Schule. Sie nimmt die epochale Erschüt­terung nicht nur von aussen auf, um sie zu ver­ar­beit­en, son­dern betra­chtet sich selb­st, ihre Philoso­phie, Kun­st und Wis­senschaft als inte­gralen Bestandteil eines rev­o­lu­tionären Pro­gramms, das beitra­gen soll, die Rev­o­lu­tion vor ihrem Ver­sagen zu ret­ten, indem sie über ihre Beschränkung hin­aus­treibt. In diesen Kreisen wird das Prob­lem der Erneuerung, man kön­nte fast sagen: der Grün­dung ein­er Gesellschaft radikaler betra­chtet als jemals vorher, und lange nach­her. W
ie und warum es dazu kam, dass dieses Bild unter der Restau­ra­tionszeit sich ver­dunkelte, obwohl die Impulse dieser rev­o­lu­tionären Avant­garde­be­we­gung bis zu uns sich mess­bar fort­set­zen, das ver­sucht der Ref­er­ent zu zeigen, erst mit gemis­cht­en Aus­führun­gen über die Erken­nt­nis­the­o­rie, Poe­t­olo­gie, Poli­tik, Philolo­gie und Erotik der Roman­tik­er, dann mit eini­gen biographis­chen und his­torischen Bemerkun­gen, zulet­zt unter Rück­griff auf das Bild des »Riss­es in der Welt«, das sich durch die ganze roman­tis­che Schule und alle spätere Mod­erne zieht, und welch­er Riss, wie zu zeigen sein wird, der­selbe Riss ist wie in Brechts »Lied vom Klassen­feind«.

Jörg Finken­berg­er ist Mither­aus­ge­ber der Zeitschrift »Das große Thi­er« und wid­met sich in seinen Tex­ten u.a. der Kri­tik des Staats (siehe: »Staat oder Rev­o­lu­tion. Kri­tik des Staates anhand der Recht­slehre Carl Schmitts«, ça ira Ver­lag 2015). In KSR N°4 schrieb er unter dem Titel »Ein Riss ist in der Welt« einen Text über die Roman­tik. In KSR N°5 schrieb er einen Text über die Ermor­dung von Rosa Lux­em­burg und Karl Liebknecht.

Der Vor­trag find­et statt im Rah­men der Ver­anstal­tungsrei­he “Kun­st, Spek­takel & Rev­o­lu­tion”. Die Rei­he ist ein Koop­er­a­tionspro­jekt des Bil­dungskollek­tivs mit der ACC Galerie Weimar und wird gefördert von der Rosa-Lux­em­burg-Stiftung Thürin­gen.

Datum:

28. Sep­tem­ber 2017    

Zeit:

20:00–23:00

Veranstaltungskategorie/n:

Veranstaltungsort:

ACC Galerie
Burg­platz 1
Weimar

Veranstalter*in:

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