Eine Stadt für Alle? Gegen den rassistischen Konsens 2023 (Gemeinsame Anreise aus Jena)

10. Juni 2023 | 15:00–19:00

Gemein­same (Linien-)Busanreise aus Jena: Tre­ff­punkt 13:30 Uhr, Bus­bahn­hof Jena (Fahrt mit Thos­ka oder “Deutsch­landtick­et” möglich)

Mit vollem Bewusst­sein über die beste­hende Kri­tik find­et 2023 zum drit­ten Mal das Eisen­berg­er Stadt­fest mit dieser Aus­rich­tung und dem neuen Namen statt. Diverse anti­ras­sis­tis­che Ver­bände (u. a. die Ini­tia­tive Schwarz­er Men­schen in Deutsch­land) haben immer wieder das Gespräch mit der Stadt gesucht und kon­struk­tive Kri­tik geübt jedoch ohne Erfolg. Einem ern­sthaften Dia­log sowie kri­tis­ch­er Aufar­beitung ist Bürg­er­meis­ter Michael Kies­lich (CDU) gekon­nt aus dem Weg gegan­gen, wom­it er die von ihm propagierte „offene und vielfältige Kul­tur“ in der Stadt selb­st ad absur­dum geführt hat. Dieser Sta­tus Quo, in dem weiße Men­schen ihre Eigen­ver­ant­wor­tung zur Aufar­beitung verin­ner­lichter Ras­sis­men und kolo­nialer Welt­bilder sys­tem­a­tisch leug­nen, ist für uns nicht hin­nehm­bar. Aus diesem Grund haben wir im let­zten Jahr mit öffentlichem Gegen­protest begonnen, um den Druck auf die Stadt zu erhöhen und unsere Forderun­gen in den öffentlichen Raum zutra­gen! Wir, eine Ini­tia­tive von Men­schen aus Eisen­berg, dem SHK und der näheren Umge­bung stellen uns gegen ein Stadt­fest mit der­ar­tiger Namensge­bung. Dass ins­beson­dere die Kri­tik von Schwarzen Men­schen ignori­ert und nicht ernst genom­men wird, macht ein­mal mehr deut­lich, wie tief ver­wurzelt Ras­sis­mus in Deutsch­land ist. Auch in diesem Jahr wollen wir wieder sicht­bar Stel­lung zu den von uns kri­tisierten Missstän­den beziehen und ein alter­na­tives Ange­bot schaf­fen. Wir wollen Aufmerk­samkeit für das The­ma erzeu­gen, damit Betrof­fe­nen endlich zuge­hört wird.

Wir ver­anstal­ten erneut eine Kundge­bung bei span­nen­den Rede­beiträ­gen, Musik, Infos­tän­den und Mit­machange­boten und kla­gen den ras­sis­tis­chen Kon­sens an – Eisen­berg, es reicht! Sol­i­dar­ität mit Betrof­fe­nen von Ras­sis­mus und Diskri­m­inierung!
Unsere Forderun­gen:

  • Das „M*-Fest“ soll umbe­nan­nt wer­den!
  • Die Stadt Eisen­berg soll die Stadt­geschichte his­torisch fundiert aufar­beit­en!
  • An ein­schlägi­gen Orten sollen kri­tis­che Infotafeln ange­bracht wer­den und Orte
    der Auseinan­der­set­zung geschaf­fen wer­den!

Wie in vie­len deutschen Städten wirkt in Eisen­berg das weit zurück­re­ichende kolo­niale Erbe auf prob­lema­tis­chste Weise nach: Als Wahrze­ichen der Stadt bedi­ent sich Eisen­berg ein­er über­zo­gen exo­tisierten Darstel­lung eines halb­nack­ten Schwarzen Men­schen in Fed­er­rock und mit Gold­schmuck, der auf einem Brun­nen am Markt prangt. Diese Fig­ur, der sog. M-Sage. wird als essen­tieller Teil der Entste­hungssage des Stadt­wap­pens ver­wen­det, so sind hier u.a. eine Apotheke, ein Hotel und eine Straße benan­nt. Auf­fäl­lig ist, dass ein kri­tis­ch­er Umgang mit ras­sis­tis­chen Klis­chees und kolo­nialen Nar­ra­tiv­en von der Stadt Eisen­berg völ­lig außer Acht gelassen wird. Stattdessen wird seit 2019 ein Stadt­fest mit der Beze­ich­nung “M-Fest” neu ver­anstal­tet, und das obwohl bun­desweit schon seit Jahren Debat­ten über die Umbe­nen­nung von öffentlichen Orten geführt wer­den, deren Namen prob­lema­tis­che Geschichts­bilder unhin­ter­fragt glo­ri­fizieren oder min­destens repro­duzieren. Die Stadt Eisen­berg und einzelne Unternehmen jedoch sind an ein­er solchen kri­tis­chen Auseinan­der­set­zun­gen nicht inter­essiert. Es wurde sich sog­ar das Ziel geset­zt, die ver­meintliche Stadt­geschichte in Form eines frag­würdi­gen Alle­in­stel­lungsmerk­mals zuver­mark­ten. So gibt es immer mehr Pro­duk­te und Orte, die sich der ras­sis­tis­chen Wort­wahl und Bild­sprache bedi­enen und daraus finanziellen Prof­it gener­ieren.
Auf dem Fest selb­st wird die Diskri­m­inierungskul­tur durch The­ater­vor­führun­gen der besagten Entste­hungssage des Stadt­wap­pens weit­erge­führt. Als Schwarze Men­schen verklei­dete weiße Kinder spie­len zum Beispiel die Sage unbe­darft nach, im M– café wer­den die Gäste von einem Kell­ner mit schwarz bemal­tem Kör­p­er bedi­ent (auch Black Fac­ing genan­nt) oder ein Likör mit ras­sis­tis­ch­er Beze­ich­nung wird ohne Skru­pel verkauft. Im Eisen­berg­er Stadtk­ern lässt sich eine Entwick­lung über die let­zten Jahre erken­nen: Seit Dezem­ber 2022 gibt es hier ein Tat­toos­t­u­dio, das von Neon­azis betrieben wird, über das hau­seigene Label kann Klei­dung mit Auf­druck­en wie “Anti­semit” oder “Liebe deine Rasse” erwor­ben wer­den. Neben diesem Tat­toos­t­u­dio in Rich­tung Markt liegt das Büro der AfD, das es hier schon seit ein paar Jahren gibt, gegenüber das Rathaus und nebe­nan das M-café sowie das Hotel am M-Brun­nen. Vielle­icht wird durch diese kurze Skizze etwas klar­er, welch­es Kli­ma in der Stadt herrscht und dass das Eisen­berg­er M– Fest eben ins­beson­dere unter diesen Umstän­den kein “buntes und tol­er­antes” Stadt­fest sein kann, wie es der Bürg­er­meis­ter behauptet.
Wo Nazis und ras­sis­tis­che Sprache toleriert wer­den, ist schnell Schluss mit bunt und tol­er­ant – wir schla­gen Alarm!

10. Juni 2023 | 15 – 19 Uhr | Friedenspark Eisen­berg

Datum:

10. Juni 2023    

Zeit:

15:00–19:00

Veranstaltungskategorie/n:

Veranstaltungsort:

Friedenspark Eisen­berg
Friedenspark
Eisen­berg

Veranstalter*in:

AIS SHK & Ini­tia­tive Gegen den ras­sis­tis­chen Zus­tand