Gegendiagnose II — Beiträge zur radikalen Kritik an Psychiatrie und Psychologie und Antifeminismus vor Gericht — Über die Macht psychologischer Sachverständiger in Sexualstrafprozessen mit Cora Schmec

24. Januar 2020 | 19:00

2015 erschien der erste Gegen­di­ag­nose-Sam­mel­band, im Mai dieses Jahrs der zweite. Anlass des Buch­pro­jek­tes war der Ein­druck, dass eine Kri­tik an der Insti­tu­tion und wis­senschaftlichen Diszi­plin der Psy­chi­a­trie, wie auch ihrer ›Schwest­er‹ der Psy­cholo­gie, in der aktuellen linken Gesellschaft­s­analyse kaum noch eine Rolle spielt. Psy­chis­che Krisen sowie Ver­hal­tens- und Wahrnehmungskon­flik­te scheinen vielfach unhin­ter­fragt ein je indi­vidu­eller Fall für ›pro­fes­sionelle Hil­fe‹. Eine allzu ‚plat­te‘ Kri­tik, die psy­chis­che Krisen nur als ‚soziale Kon­struk­tion‘ und gesellschaftliche Zuschrei­bung betra­chtet, erscheint wiederum auch den Erfahrun­gen Betrof­fen­er nicht gerecht zu wer­den. Das Anliegen der Gegen­di­ag­nose war und ist dage­gen, eine Alter­na­tive zu allzu vere­in­facht­en oder reformistis­chen Kri­tiken zu bieten und auch die anti-psy­chi­a­trische und psy­chi­a­triekri­tis­che Bewe­gung selb­st kri­tisch zu betra­cht­en. Wichtig ist uns die Insti­tu­tion Psy­chi­a­trie und ihre Konzepte und Glaubenssätze in das Netz gesamt­ge­sellschaftlich­er Machtver­hält­nisse einzuord­nen und sie ger­ade auch als Insti­tu­tion der Repro­duk­tion und Sta­bil­isierung gesellschaftlich­er Unter­drück­ungsver­hält­nisse zu betra­cht­en.
Zunächst wird Cora Schmechel als eine der Her­aus­geben­den das Gegen­di­ag­nose-Pro­jekt als solch­es vorstellen. Dann präsen­tiert Anne Roth als eine Autorin ihren Buch-Beitrag „Antifem­i­nis­mus vor Gericht – Über die Macht psy­chol­o­gis­ch­er Sachver­ständi­ger in Sex­u­al­straf­prozessen“. Sie kri­tisiert den psychiatrisch_psychologischen Umgang mit sex­u­al­isiert­er Gewalt, konkret in Form der »aus­sagepsy­chol­o­gis­chen Glaub­haftigkeits-Gutacht­en«, welche den Anspruch erheben zwis­chen ›falscher/eingebildeter‹ und ›richtiger/wahrer‹ Verge­wal­ti­gungs- und Miss­brauch­serin­nerung unter­schei­den zu kön­nen. Ihr Beitrag (zusam­men mit Clara Kern) weist nach, wie diese Prak­tik zu ein­er Täter-Opfer-Umkehr beiträgt und gesellschaftliche Machtver­hält­nisse sta­bil­isiert.

Datum:

24. Jan­u­ar 2020    

Zeit:

19:00

Veranstaltungskategorie/n:

Veranstaltungsort:

Der Laden

Tri­er­erstraße 5, Weimar

Veranstalter*in:

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