18. Mai 2017 | 18:30
“Familismus” ist nicht nur ein soziologischer Begriff, sondern vor allem eine Ideologie, die die bürgerliche Kleinfamilie als “naturgegebene” Leitform des Zusammenlebens bezeichnet. Im Familismus nimmt die Familie, das heißt, die heterosexuelle, monogame Vater-Mutter-Kind-Familie eine die Existenz des Einzelnen (scheinbar) sichernde sowie den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang stützende Instanz ein. Sie unterstützt den Rückzug der Individuen ins “Private” und schließt alle Menschen aus, die nicht zu einer Familie gehören. In dieser Ideologie wird “die Familie” als Keimzelle der Gesellschaft imaginiert und nimmt damit auch eine tragende Rolle im Nationalstaat ein. Ihren Höhepunkt erreichte sie mit der Mütter- und Familienideologie im Nazi-Faschismus. Im Vortrag wird ein Schwerpunkt auf neue Rechte Gruppierungen gelegt, die das klassische Familienbild mit der traditionellen Rollenverteilung entlang der Geschlechterlinien propagieren und davon abweichende Lebensentwürfe diskriminieren.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Wir haben was dagegen! Kritik menschenfeindlicher Weltanschauungen und gesellschaftskritische Perspektiven heute”. Die Reihe wird gefördert durch Mittel des Lokalen Aktionsplans gegen Rechtsextremismus der Stadt Erfurt (LAP).