Im Spiegel der Unschuld: Sexualmoral im Postnazismus. Von “Kinderschändern”, “Unzucht”, “kindlicher Reinheit” und anderen Symptomen

27. Oktober 2018 | 17:00–19:00

Vor­trag von Son­ja Witte

Ins­beson­dere im Jahr 2013 kur­sierte in der Poli­tik und den Medi­en die Frage: Haben wir bish­er genau genug auf die von Pädophilen aus­ge­hende Gefahr für Kinder hingeschaut? Dieser ‚geschärfte Blick‘ ist zen­trales Ele­ment ein­er derzeit all­ge­gen­wär­ti­gen panis­chen Ver­dachtsstim­mung, wie sich exem­plar­isch anhand von jour­nal­is­tis­chen Pub­lika­tio­nen zur Aufdeck­ung von Pädophilen zeigen lässt. Was sich, so die These, im gesellschaftlichen Bild des ‚Kinder­schän­ders‘ u. a. verdichtet, sind über­schüs­sig-über­grif­fige Aspek­te, die aus psy­cho­an­a­lytis­ch­er Sicht als kon­sti­tu­tiv für das Sex­uelle selb­st gel­ten und die einen ‚aller­gis­chen Punkt‘ (Adorno)  darstellen. Dieser ist der Aus­gangspunkt ein­er Betra­ch­tung ver­schieden­er ‚aller­gis­ch­er Punk­te‘ der Sex­ual­moral im (post-)nazistischen Deutsch­land. Es wird zu sehen sein: Stets wen­den sich die Bedeu­tun­gen der Verknüp­fun­gen von Sex­u­al­ität  mit der deutschen ‚Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung‘. Vor diesem Hin­ter­grund erweist sich die aktuelle Sorge um den Schutz von Kindern und die Panik vor Pädophilen nicht nur als ein Symp­tom des derzeit­i­gen ver­hand­lungsmoralis­chen Ideals ein­er unschuldigen Sex­u­al­ität, son­dern auch, wie dieses mit der Geschichte deutsch­er ‚Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung‘ ver­woben ist.

Datum:

27. Okto­ber 2018    

Zeit:

17:00–19:00

Veranstaltungskategorie/n:

Veranstaltungsort:

[L50]
Las­sallestraße 50
Erfurt

Veranstalter*in:

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