Kritik des Empowerment Konzepts

12. November 2015 | 18:30

mit Thorsten Eggers

Seit Ende der 1970er Jahre hat sich mit zunehmender Rel­e­vanz ein Begriff in der Psy­cholo­gie, der Sozial­wis­senschaft, der Sozialar­beit/-päd­a­gogik, der Entwick­lungspoli­tik, ver­schiede­nen poli­tis­chen Konzepten und Protest­be­we­gun­gen, der Betrieb­swirtschaft­slehre und Selb­st­man­age­ment-Lit­er­atur sowie der Entwick­lungspoli­tik etabliert: Empow­er­ment. Der jew­eils unter­schiedlich akzen­tu­ierte konzep­tionelle Inhalt dieses Begriffes zielt auf Machtver­schiebung – Macht, welche ungle­ich verteilt ist, soll in Frage gestellt, angeeignet und zu Gun­sten der bish­er ver­meintlich Macht­losen aus­ge­baut wer­den. Ein zen­traler Aspekt dieser Machtver­schiebung ist die Art und Weise der Aneig­nung von Macht: Die Macht­losen (Gesellschaften, Organ­i­sa­tio­nen, Unternehmen, Fam­i­lien, Indi­viduen) sollen sich „ihre Macht“ selb­st akku­mulieren, sollen sich nicht in der Rolle eines macht­losen Opfers sehen, son­dern in der Rolle ein­er kom­pe­ten­ten und mit Ressourcen verse­henen Instanz, die ihre Hand­lungs­macht erken­nt und damit die Prob­leme des All­t­ags (z. B. Arbeit­slosigkeit) wirkungsvoll bekämpft. Für die Sozialar­beit heißt dies: Kein staatlich­er Pro­tek­tion­is­mus, keine pauschalen Abfer­ti­gun­gen, keine „Defiz­ito­ri­en­tierung“ und erst recht keine The­ma­tisierung von Schwäche – son­dern der Glaube an die Hand­lungs­macht eines jeden Indi­vidu­ums, die Ver­ant­wor­tungsab­gabe an die Men­schen selb­st und die impliz­it immer vorhan­dene Verbesserungs­fähigkeit des sich selb­st helfend­en Sub­jek­tes.
Doch welche Schwächen bein­hal­tet ein Konzept, welch­es Schwäche tabuisiert? Welche Gefahren lauern in ein­er The­o­rie, die gesellschaftliche Prob­lem­felder wie Arbeit­slosigkeit indi­vid­u­al­isiert und let­z­tendlich primär die Einzel­nen als Aus­gangspunkt von Verän­derungspoten­zial und ‑Notwendigkeit ins Auge fasst? Welche Logik ver­birgt sich in dieser Selb­stop­ti­mierung­stech­nolo­gie?

Diese Ver­anstal­tung ist Teil der Rei­he “Von der Hin­ter­hältigkeit der Päd­a­gogik”, organ­isiert vom Arbeit­skreis “Kri­tis­che Päd­a­gogik Erfurt”. mehr Infos gibt’s hier: http://falken-erfurt.de/paedagogik/

Datum:

12. Novem­ber 2015    

Zeit:

18:30

Veranstaltungskategorie/n:

Veranstaltungsort:

LG 1/102

Uni Erfurt

Veranstalter*in:

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