17. November 2022 | 19:00
Die Frage nach dem Umgang mit Prostitution/Sexarbeit bezeichnet eine der großen Spaltungslinien des gegenwärtigen Feminismus. Während eine Fraktion die Prostitution als Form der Vergewaltigung versteht und nach dem sogenannten „Nordischen Modell“ verbieten lassen möchte, fordert die andere eine vollständige Entkriminalisierung und Normalisierung der Sexarbeit als Arbeit. Was beiden Seiten trotz dieser gegensätzlichen politischen Forderungen gemein ist, ist der Bezug auf die sexuelle Selbstbestimmung sowie das Ziel, Frauen ein besseres Leben zu ermöglichen. Dass sie auf dieser Basis zu sehr verschiedenen Schlüssen kommen, ist Ausdruck der Widersprüchlichkeit dessen, was Selbstbestimmung unter fremdbestimmten Verhältnissen bedeutet. Indem beide Fraktionen jeweils nur eine Seite dieses Widerspruchs stark machen, bekommen sie die Prostitution so immer nur halb zu fassen.
Der Vortrag versucht, einen Schritt zurück zu treten und die Prostitution/Sexarbeit in dieser Widersprüchlichkeit zu verstehen. Zuletzt macht er einen Vorschlag, was politisch daraus zu folgern ist.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Schlaglichter Feminismus”, eine Kooperation des veto mit dem Bildungskollektiv Biko gefördert vom Lokalen Aktionsplan.