20. Juni 2025 | 18:15–20:15
Bei den „Querdenken“-Protesten vor wenigen Jahren ließ sich bisweilen eine Melange aus Verschwörungsdenken, Esoterik und Antisemitismus beobachten, die auf den ersten Blick ungewohnt wirken mochte, bei genauerer Betrachtung aber wenig überrascht. Denn die historische Verflechtung von moderner Esoterik und modernem Antisemitismus reicht weit zurück: Beide Ideologien etablierten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts und wiesen bereits damals zahlreiche personelle und ideelle Überschneidungen auf.
Nach einer kurzen Einführung in das Konzept der „Esoterik“ werden im Vortrag inhaltliche, strukturelle und funktionale Gemeinsamkeiten von Esoterik und Antisemitismus aufgezeigt. Anhand der Anthroposophie wird zudem veranschaulicht, wie sich esoterischer Antisemitismus konkret manifestieren kann. Dabei wird argumentiert, dass antisemitische Motive bereits latent in der anthroposophischen Lehre verankert sind – insbesondere in drei ihrer Grundelemente: der Evolutionslehre, dem Antimaterialismus und dem Karmaglauben. Dies wird durch Textstellen Rudolf Steiners sowie aus der anthroposophischen Tradition nach ihm belegt.
Jonas Hessenauer studierte Sozialwissenschaften und Gesellschaftstheorie (u. a. in Jena). Aktuell arbeitet er in einem Forschungsprojekt zur deutschen Presseberichterstattung über Israel. Jonas ist Mitglied der Gesellschaft für kritische Bildung (GfkB).
Im Anschluss an den Vortrag wird noch ausreichend Zeit für (Rück-)Fragen und Diskussion sein. Wer möchte, kann danach gerne auch noch auf ein Getränk mitkommen. Wir werden in eine Kneipe oder Bar gehen.
Der Vortrag wird vom Landesarbeitskreis Shalom der Linksjugend [’solid] Thüringen in Kooperation mit der Landesarbeitsgemeinschaft Shalom in der Thüringer Linkspartei, der Jenaer Ortsgruppe des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und dem BDP – Roter Efeu Jena ausgerichtet.