Stadtpolitik ohne Wachstum – ein Ding der Unmöglichkeit?

5. Mai 2021 | 19:00

Online-Ver­anstal­tungsrei­he der BMBF-Nach­wuchs­gruppe „Men­tal­itäten im Fluss“ (flu­men) und des Run­den Tischs Kli­ma und Umwelt Jena, April bis Juni 2021, online

Hin­ter­gründe: Siehe unten.

http://www.flumen.uni-jena.de/veranstaltungsreihe-stadtpolitik-ohne-wachstum-ein-ding-der-unmoeglichkeit-april-juni-2021-online/

Fr 16. April 2021, 18 Uhr
Stadt­poli­tik ohne Wach­s­tum – ein Ding der Unmöglichkeit? Annäh­ern­des Gespräch mit
Uwe Schnei­dewind, Ober­bürg­er­meis­ter der Stadt Wup­per­tal
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Mi 21. April 2021, 19 Uhr
Zukun­fts­fähige Finanzierung geht nur, wenn die Stadt immer weit­er wächst?
Vor­trag und Diskus­sion mit Hen­rik Scheller, Deutsches Insti­tut für Urban­is­tik
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Mi 05. Mai, 19 Uhr
Wie wird weniger genug? Suf­fizienz als Strate­gie für eine nach­haltige Stad­ten­twick­lung
Vor­trag und Diskus­sion mit Michaela Christ,
Nor­bert Elias Cen­ter, Europa-Uni­ver­sität Flens­burg
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Mitte Mai 2021 (genauer Ter­min wird noch bekan­nt gegeben)
Kom­mu­nale Wirtschaft­sen­twick­lung im Rah­men plan­e­tarisch­er Gren­zen
Vor­trag und Diskus­sion mit San­dra Wag­n­er-Endres, Deutsches Insti­tut für Urban­is­tik
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Ende Mai/Anfang Juni 2021 (genauer Ter­min und Diskus­sion­steil­nehmende wer­den noch bekan­nt gegeben)
Stadt­poli­tik ohne Wach­s­tum? Per­spek­tiv­en für Jena
Podi­ums­diskus­sion mit Akteur:innen aus Stadt­poli­tik und Zivilge­sellschaft, u.a. Felix Weis­brich (Grün­flächenamt Berlin Friedrichshain-Kreuzberg)
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Ende 2020 legte die Jenaer Stadtver­wal­tung dem Stad­trat den Entwurf eines soge­nan­nten Haushaltssicherungskonzeptes (HSK) vor. Der umfan­gre­iche Kat­a­log von Maß­nah­men zur Kürzung von Aus­gaben und Erhöhung von Ein­nah­men über einen Zeitraum von fünf Jahren, den das HSK vorschlug, sollte neben der Kon­so­li­dierung der Finan­zlage aus­drück­lich dem Ziel der Absicherung eines länger­fristi­gen Bevölkerungs- und Wirtschaftswach­s­tums der Stadt dienen: „Maß­nah­men, die direkt ein Wach­s­tum von Wirtschaft und Steuerkraft bewirken, sind wichtiger als solche, die das nicht oder nur indi­rekt tun“ (S. 19). Wach­s­tum sei alter­na­tiv­los, ja es sei sog­ar die einzige Chance (S. 20) für eine finanziell klamme und ein­er Vielzahl von Risiken aus­ge­set­zte Stadt, aus ihrer misslichen Lage her­auszukom­men und ihre Prob­leme zu lösen.

Nicht zulet­zt gegen diese ein­seit­ige Fix­ierung auf immer weit­eres Wach­s­tum richteten sich die Proteste eines bre­it­en Spek­trums von Akteur:innen der Stadt­ge­sellschaft, die dazu beitru­gen, dass das Konzept – nicht aber viele sein­er Maß­nah­men – inzwis­chen vom Tisch ist. Die Kri­tik richtete sich aber nicht ein­fach auf die Sicherung des Anteils der eige­nen Inter­es­sen­gruppe am klein­er wer­den­den Kuchen des Stadthaushalts, son­dern argu­men­tierte aus ein­er langfristi­gen, von den Voraus­set­zun­gen ein­er kli­ma­neu­tralen und sozial gerecht­en kün­fti­gen Stadt­ge­sellschaft aus­ge­hen­den Per­spek­tive, aus der die Pri­or­isierung immer weit­eren Wach­s­tums auch auf kom­mu­naler Ebene als nicht dauer­haft trag­bar erscheint, und sie war zen­tral mit der Forderung nach einem Dia­log über Alter­na­tiv­en ver­bun­den. Dieser Dia­log ste­ht ungeachtet der Zugeständ­nisse bei den Kürzun­gen weit­er aus.

Hier knüpfen wir mit dieser Ver­anstal­tungsrei­he an, um zu fra­gen: Ist eine Stadt wie Jena wirk­lich auf Gedeih und Verderb zum Wach­s­tum ver­dammt? Ist es wirk­lich ohne Alter­na­tive, Leis­tun­gen zur Bedi­enung der sozialen und kul­turellen Bedürfnisse der Bevölkerung von Stadt und Region unter den Vor­be­halt weit­eren Net­to-Zuzugs und erhoffter kap­i­tal­stark­er Unternehmen­san­sied­lun­gen zu stellen? Führt kein Weg darum herum, Investi­tio­nen in aus betrieb­swirtschaftlich­er Sicht ‚bleibende Werte‘ wie Straßen und Parkhäuser grund­sät­zlich zu priv­i­legieren gegenüber Investi­tio­nen in die Men­schen, in die Qual­ität und Zukun­fts­fähigkeit des Lebens in der Stadt? Unter den Bedin­gun­gen, unter denen die Kom­mune heute agiert, beant­wortet eine Mehrheit der Ratsmit­glieder diese Fra­gen mit ja. Der langfristig gedacht­en Kri­tik wird ein­er Per­spek­tive ent­ge­genge­hal­ten, die sich an der prag­ma­tis­chen Lösung gegen­wär­tig akuter Prob­leme ori­en­tiert und strate­gisch stets nach Kom­pro­mis­sen zur Verteilung von Zugewin­nen des Wach­s­tums wie Las­ten seines Aus­bleibens sucht. Die Kritiker:innen, so heißt es, hät­ten ja keine Antworten auf die drän­gen­den Prob­leme – und tat­säch­lich tun sie sich schw­er damit, zu sagen, wie denn unter Bedin­gun­gen ein­er im Ganzen auf Wach­s­tum gepolten Gesellschaft eine einzelne Kom­mune einen anderen, suf­fizien­ten Weg gehen kön­nen soll. Aber gibt es wirk­lich keine Alter­na­tive?

Diese Frage soll in dieser Rei­he in einem annäh­ern­den Gespräch zum Auf­takt, drei Vorträ­gen aus wis­senschaftlich­er Sicht und in ein­er abschließen­den Diskus­sion­srunde mit lokalpoli­tis­chen Akteuren unter ver­schiede­nen Gesicht­spunk­ten näher beleuchtet wer­den. Alle Ver­anstal­tun­gen find­en online statt.

Die Ver­anstal­tenden behal­ten sich vor, von ihrem Haus­recht Gebrauch zu machen und Per­so­n­en, die recht­sex­tremen Parteien oder Organ­i­sa­tio­nen ange­hören, der recht­sex­tremen Szene zuzuord­nen sind oder bere­its in der Ver­gan­gen­heit durch ras­sis­tis­che, nation­al­is­tis­che, anti­semi­tis­che oder son­stige men­schen­ver­ach­t­ende Äußerun­gen in Erschei­n­ung getreten sind, den Zutritt zur Ver­anstal­tung zu ver­wehren oder von dieser auszuschließen.

Datum:

5. Mai 2021    

Zeit:

19:00

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