29. Januar 2015 | 19:00
Vortrag: Kritik des GegenStandpunkts anhand seiner psychologischen Theorien
Derzeit erfährt eine politische Gruppe Zulauf, die vierteljährlich eine
Zeitschrift heraus gibt, Vorträge, Schulungen und Diskussionsrunden zu
gefühlt allen Themen – ob Demokratie, Lohnarbeit, Dummheit,
Psychoanalyse, Heidegger oder Kafka – veranstaltet und dabei die
kapitalistische Gesellschaft und das bürgerliche Denken kritisiert: Der
GegenStandpunkt.
Zu den besprochenen Themen zählt auch die ‘bürgerliche’ Psychologie. Ein
Kritikpunkt lautet, dass sie das Denken und Handeln der Menschen
zirkulär mit dahinter liegenden Kräften oder Faktoren begründet. Der
Grund für das, was Menschen tun und wollen, liege laut GegenStandpunkt
aber einzig in den Gedanken, denen sie dabei anhängen, und den Zwecken,
die sie sichin Bezug auf eine kapitalistische Realität setzen und nicht
irgendwo dahinter im Verborgenen. Folglich widmen sie sich dem Inhalt
von Gedanken und kritisieren ihn, wenn sie Fehler entdecken. Das wird
von psychologischen Erklärungen wirklich ausgeblendet, wo sie Urteile
und Intentionen – gleichgültig gegen den Inhalt – nur als Ausdruck von
etwas anderem deuten. Trotzdem ist das, was Menschen denken, auch
Ausdruck von vorbewussten und unbewussten Wünschen und Ängsten und
bleibt immer auf Wünsche bezogen. Wille und Denken sind in ihrem
Verhältnis zu Wünschen weder völlig frei, noch unfrei. Statt diesen
Widerspruch zur Kenntnis zu nehmen, wird auf der Freiheit beharrt und
die andere Seite ausgeblendet. Das hat zur Folge, dass die Theorie nicht
mehr fassen kann, dass Wünsche und auch Gesellschaft jenseits der
bewussten Verarbeitung in die Form und den Inhalt von Denken und Willen
hineinwirken. Der GSP nimmt dadurch die Rationalität der
kapitalistischen Gesellschaft als natürlich hin und reproduziert sie
dadurch in seiner Theorie. Das ist ein Widerspruch zur Intention des
GegenStandpunkts: die Gesellschaft so zu organisieren, dass es um
Bedürfnisbefriedigung geht.
Eine Veranstaltung der Falken Thüringen in Kooperation mit dem AK
Politische Bildung der Universität Jena.
*Der Veranstaltungsort wird noch auf Facebook bekant gegeben.*