26. Mai 2017 | 20:30
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Bundeskonferenz der Falken 2017 in Thüringen statt. Interessierte sind dazu herzlich eingeladen.
Der Film sei die wichtigste aller Künste, meinte Lenin: weil er, anders als die dem gebildeten Bürgertum vorbehaltene Kunst und Literatur, allen Menschen ohne weiteres zugänglich sei. Und weil er genau darum die Revolution in allseits verständlichen Bildern in die Welt hinaustragen könne. Diese Hoffnung hat sich, wie man längst weiß, nicht erfüllt. Noch bis heute tragen die populärsten Filme eher dazu bei, daß die Leute es sich in Verhältnissen gemütlich machen können, die ihnen in Wirklichkeit fast all das vorenthalten, was sie ihnen vorspielen. Der Einfluß des Films, argwöhnte Trotzki, schon bevor das eben scheinbar so glücklich revolutionierte Rußland zu einem totalitären Staat auswuchs, sei eher dem des Alkohols und der Kirche vergleichbar.
Dennoch: Versuche, wie auch immer revolutionäre Filme zu gestalten, um damit die gesellschaftlichen Verhältnisse selbst umzuwerfen, wurden seither etliche unternommen. Daß die Avantgarde, die sich dem Geschehen voraus wähnte, ihrerseits bald einer geschichtlichen Entwicklung hinterherlief, die sie rechts überholt hatte, mag ihren politischen Anspruch zunichte machen, keineswegs jedoch ihre künstlerische Leistung. Was hier als politische Film-Avantgarde bezeichnet wird, folgt keiner eingebürgerten Definition. Vorgestellt werden sollen exemplarisch einige Experimente der 1920er bis 60er Jahre, die auf der Suche nach einem neuen Inhalt des Kinos zugleich eine neue Form fanden.