29. Oktober 2018 | 18:30–21:00
Die Hitzewelle dieses Sommers, die in vielen Regionen zu gewaltigen Ernteeinbußen und verheerenden Waldbränden führte, hat einmal mehr die zerstörerischen Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels verdeutlicht. Anfang August veröffentlichten einige führende Klimaforscher einen Bericht, der vor der Gefahr einer fundamentalen Destabilisierung des Erdklimas noch vor der Überschreitung der als Ziel ausgegeben 2°C Grenze warnt und sofortige Schritte zur Stabilisierung des Erdsystems anmahnt. Über die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels herrscht seit Jahrzehnte weitgehende Klarheit. Diese Einsicht hat jedoch herzlich wenig dazu beigetragen den Zug Richtung Abgrund zu stoppen oder auch nur abzubremsen. Vielmehr sind die Wachstumsrate der CO2-Emissionen seit den 2000ern noch schneller gestiegen. Da weder die Kräfte des Marktes noch die Politik dieser Tendenz entgegenwirken ist es begrüßenswert, dass sich seit einigen Jahren rund um das Stichwort Postwachstum oder
Degrowth die Erneuerung einer sozial-ökologischen Bewegung gegen das buisness-as-usual andeutet. Gleichwohl handelt es sich bei der Postwachstumsbewegung um eine überaus diffuse Gemengelage mit heterogenen Vorstellungen und Zielen. Die vorherrschenden Erklärungsansätze kleben am Phänomen des Wachstums, welches aus einem vorherrschenden „Wachstumsparadigma“ erklärt wird. Blind bleiben sie gegenüber dem zugrundeliegende Produktionsverhältnis, welches Kapitalakkumulation erzwingt und das „Wachstumsparadigma“ als adäquate Denkform hervorbringt. Indem so die mit dem Produktionsverhältnis einhergehenden Interessen und Machtverhältnisse aus dem Blick geraten, bleibt die politische Perspektive vieler Wachstumskritiker illusorisch. Im Vortrag werden diese Probleme innerhalb der Postwachstumsbewegung diskutiert und davon ausgehend Überlegungen zum Zusammenhang von kapitalistischer Produktionsweise und sozial-ökologischer Katastrophe angestellt, um zu einer politischen Perspektive jenseits der Schrumpfung zu gelangen.