10 Jahre Räumung des besetzten ehemaligen Topf-und-Söhne-Gelände in Erfurt

16. April 2019 | 0:00–23:59

“Am heuti­gen Mor­gen des 16.4.2009 wurde das beset­zte Haus in Erfurt geräumt. Die Räu­mung begann gegen sechs Uhr rel­a­tiv über­raschend mit dem Abseilen von Ein­satzkräften auf Däch­er des beset­zten Gelän­des. Gle­ichzeit­ig wurde sich mit einem Räumpanz­er und Abriss­bag­gern Zugang zum hin­teren Teil des beset­zten Gelän­des ver­schafft. Die Räu­mung wurde vom SEK unter Ein­satz von Trä­nen­gas durchge­führt. In der ober­sten Etage des beset­zten Haus­es kon­nten jedoch einige Per­so­n­en, die an einen Beton­klotz angeket­tet waren, die Räu­mung für einige Zeit behin­dern. Gegen Halb Zehn waren dann endgültig alle Per­so­n­en auf dem beset­zten
Gelände geräumt.
Das beset­zte Haus war eines der let­zten Pro­jek­te dieser Art in der Region und kon­nte unter anderem auch deswe­gen auf eine große und vielfältige Unterstützer_innenszene zurück­greifen. Nach der Räu­mung wur­den auch schon aus Städten wie Leipzig, Berlin, Göt­tin­gen und Freiburg Unter­stützungsak­tio­nen angekündigt.Die Räu­mung des beset­zten Haus­es wird also nicht taten­los hin­genom­men wer­den. Sicher­lich wer­den nach der Räu­mung sofort alle Gebäude des beset­zten Teils zer­stört. In den Vor­monat­en wur­den schon alle anderen geschichtlich wertvollen Gebäude abgeris­sen. Nur das ehe­ma­lige Ver­wal­tungs­ge­bäude der Fir­ma Topf & Söhne wird als Geschicht­sort erhal­ten.

Das beset­zte Haus Erfurt war ein seit acht Jahren beste­hen­des sozial-poli­tisch-kul­turelles Zen­trum. Auf dem Are­al der ehe­ma­li­gen Kre­ma­to­rien­bauer von Auschwitz wurde sich aktiv mit der Geschichte der Fir­ma Topf & Söhne auseinan­derge­set­zt. Es fan­den regelmäßig Vorträge, Kundge­bun­gen und Infover­anstal­tun­gen zu geschicht­spoli­tis­chen The­men statt. Darüber hin­aus mis­chte sich das Pro­jekt aktiv mit gesellschaft­skri­tis­ch­er Inten­tion in öffentliche Auseinan­der­set­zun­gen ein und engagierte sich gegen struk­turelle Mißstände, wie Ras­sis­mus, Sex­is­mus, Anti­semitismus und Kap­i­tal­is­mus. Auch zeigte das beset­zte Haus immer wieder sein Engage­ment und beteiligte sich an Aktio­nen gegen Neon­azis und deren faschis­tis­che Umtriebe.
Nicht zulet­zt befand sich auf dem Pro­jekt Wohn­raum, ein Wagen­platz, ein Lese­cafe und ein Umson­st­laden. Regelmäßig fan­den Par­ties und Konz­erte statt, die von vie­len Men­schen besucht wur­den.
Da es trotz län­ger­er Suche kein Alter­na­tivob­jekt gibt, wird eine Lücke entste­hen. Den­noch wird die Forderung nach einem selb­stver­wal­teten Pro­jekt durch diese Räu­mung nicht ver­schwinden. Wir wer­den auch weit­er­hin für selb­stver­wal­tete Räume in Erfurt kämpfen! Dass wir dabei keine Unter­stützung von der Stadt erwarten kön­nen, ist nun erst recht offen­sichtlich gewor­den.

Um so wichtiger ist jedoch für uns die Unter­stützung unser­er Sympathisant_innen, die sich Vielerorts mit uns sol­i­darisieren. Und auch wir kämpfen zusam­men mit euch für den Erhalt von selb­stver­wal­teten Zen­tren ob in Erfurt, Mün­ster, Köln, Pots­dam, Berlin, Poz­nan oder sonst­wo. Wir nehmen den Abriss unseres Pro­jek­ts nicht taten­los hin! Wir kämpfen weit­er­hin für für selb­stver­wal­tete Räume in Erfurt und ander­swo!”

aus einem Rede­beitrag zur Demon­stra­tion am 16.4.2009

https://topf.squat.net/

Datum:

16. April 2019    

Zeit:

0:00–23:59

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