23. April 2015 | 19:00
Am 24.04.2015 jährt sich der Genozid an den Armenien zum 100’sten Mal.
Zu diesem Anlass zeigt das Referat für Menschenrechte im Studierendenrat mit Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung den 90-minütigen Dokumentarfilm “Aghet” (armenisch: “die Katastrophe”). Das Werk von Eric Friedler erzählt von einem der dunkelsten Kapitel des Ersten Weltkriegs: dem Genozid an den Armeniern, bei dem bis zu 1,5 Millionen Menschen im Osmanisch-Türkischen Reich starben. Dieser Völkermord wird allerdings bis heute von der Türkei als historische Tatsache nicht anerkannt und von der Welt weitgehend ignoriert. “Aghet” beschäftigt sich mit den politischen Motiven für das bis heute andauernde Schweigen. Für den Film wurde der Verlauf des Völkermordes aus zahlreichen historischen Quellen rekonstruiert.
Im Januar 1913 übernehmen die nationalistischen „Jungtürken“ die Macht im Osmanischen Reich. Unter ihnen wird ein Einparteiensystem mit Talaat Pascha, Enver und Cemal Pascha an der Spitze installiert. Ihr politisches Ziel war das Osmanische Reich in einen ethnisch homogenen türkischen Staat umzuwandeln. Religiöse und ethnische Minderheiten hatten keinen Platz in diesem nationalistischen Konzept. Besonders sollte dies die armenische Minderheit zu spüren bekommen.
1914 tritt das Osmanische Reich auf Seiten der Mittelmächte in den Ersten Weltkrieg ein. Während der Auseinandersetzungen wird den ArmenierInnen im Land kollaboration mit dem Feind vorgeworfen. Angeblich sollen sie sich mit dem russischen Zarenreich gegen die „ethnischen Türken“ verbündet haben.
Als Konsequenz werden am 24. April 1915 armenische Intellektuelle in Konstantinopel (heute Istanbul) verhaftet und anschließend ermordet. In den darauffolgenden Wochen fallen weitere 2345 Menschen den ethnischen Säuberungen zum Opfer.
Insgesamt erleiden zwischen 1915 und 1917 bis zu 1,5 Millionen ArmenierInnen Deportation und Ermordung. Die Todesmärsche durch die syrischen bzw. mesopotamischen Wüsten überlebten die meisten Betroffenen nicht.
Nach der Kapitulation der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg und damit verbundenen türkischen Gebiertsverlusten im Kaukasus, wird eine Art jungtürkische „Dolchstoß-Legende“ kreiert. Demnach tragen die ArmenierInnen, auf Grund ihrer illoyalen Haltung gegenüber dem Osmanischen Reich, die Alleinschuld für die Kriegsniederlage. In dieser Interpretaion werden Opfer zu Täter und Täter zu Opfer umgewandelt.
Auch nach 100 Jahren bestreitet die türkische Regierung einen Völkermord und sanktioniert die, die sich um eine Aufklärung bemühen mit hohen Gefängnisstrafen.