Film: Ein Lied für Agyris

3. Dezember 2014 | 20:00

Dis­to­mo. Ein kleines Bauern­dorf, ein Stein­wurf vom Meer ent­fer­nt, an der Strasse von Athen nach Del­phi. Hier über­lebt der kleine Argyris, noch keine vier Jahre alt, am 10. Juni 1944 ein bru­tales Mas­sak­er der deutschen Besatzungs­macht: Eine so genan­nte «Süh­ne­mass­nahme» ein­er SS-Divi­sion als Reak­tion auf einen Par­ti­sa­ne­nan­griff in der Gegend. Innert weniger als zwei Stun­den wer­den 218 Dorf­be­wohn­er umge­bracht – Frauen, Män­ner, Greise, Kleinkinder und Säuglinge. Argyris ver­liert seine Eltern und 30 weit­ere Fam­i­lien­ange­hörige.
Mehrere Jahre ver­bringt der Knabe in Waisen­häusern rund um Athen, unter Tausenden von Kriegskindern. Da taucht eines Tages eine Del­e­ga­tion des Roten Kreuzes auf und sucht eine Hand­voll Kinder aus für eine weite Reise in ein fernes Land. Argyris will unbe­d­ingt mit­ge­hen. Und so kommt er in die Schweiz, ins Kinder­dorf Pestalozzi nach Tro­gen. Jahre später dok­to­ri­ert er an der ETH Zürich in Math­e­matik und Astro­physik. Bald schon unter­richtet er an Zürcher Gym­nasien, begin­nt griechis­che Dichter ins Deutsche zu über­set­zen, und arbeit­et später mehrere Jahre, auch mit dem Schweiz­erischen Katas­tro­phen­hil­feko­rps, als Entwick­lung­shelfer in Soma­lia, Nepal und Indone­sien. Seit er wieder nach Europa zurück­gekehrt ist, reist er häu­figer zwis­chen der Schweiz und Griechen­land hin und her – und die Aufen­thalte in der alten Heimat wer­den immer länger.
Argyris Sfoun­touris, heute 66 Jahre alt, ein Mann von gewin­nen­dem Charme und melan­cholis­ch­er Heit­erkeit, hat sich Zeit seines Lebens mit dem Wahnsinn auseinan­derge­set­zt, der ihm als Kind wider­fahren ist. In ein­er «Tagung für den Frieden» beispiel­sweise hat er über Wege sin­niert, wie aus diesem Teufel­skreis der Gewalt aus­ge­brochen wer­den kön­nte. Er hat ver­sucht, nicht etwa inner­lich damit «fer­tig» zu wer­den, mit seinem Kind­heit­ser­leb­nis «abzuschliessen», son­dern viel eher damit leben zu ler­nen und nach aussen etwas zu bewirken.
Ein Film über den Umgang mit per­sön­lich­er Trauer, – und über den Umgang mit his­torisch­er Schuld.
Ein Film über die schi­er unlös­baren Schwierigkeit­en ein­er wirk­lichen Aussöh­nung, über die Suche nach Frieden – eine Reise mit offen­em Aus­gang.

Datum:

3. Dezem­ber 2014    

Zeit:

20:00

Veranstaltungskategorie/n:

Veranstaltungsort:

Info­laden Jena
Schil­lergäßchen 5
Jena

Veranstalter*in:

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