22. April 2017 | 19:30
1923 erscheint das Buch ›Geschichte und Klassenbewusstsein‹ von Georg Lukács; in dem dicken Band sind Aufsätze versammelt, die der ungarische Philosoph vor einhundert Jahren verfasste. Nicht zuletzt durch die in diesem Band entfaltete Theorie der – klassenspezifischen – Verdinglichung hat ›Geschichte und Klassenbewusstsein‹ maßgeblich die Entwicklung der kritischen Theorie imzwanzigsten Jahrhundert beeinflusst. Einige Gesichtspunkte der hier anschließenden Debatten sollen im
Vortrag beleuchtet werden: Adornos Reflexionen zur Klassentheorie, Marcuses Überlegungen zur Rolle des – konsumgesellschaftlich integrierten – Proletariats im Spätkapitalismus sowie neuere Theorien zur Multitude (Hardt / Negri) und anderen Handlungsakteuren werden diskutiert.
Im Zentrumsteht die Frage, ob »Klassenbewusstsein« noch ein
politisch-praktischer oder analytisch-theoretischer Begriff ist, mit dem emanzipatorische Herrschaftskritik gesellschaftlich gefasst werden kann.