Kundgebung: Solidarität mit den antiklerikalen Protesten im Iran

11. Januar 2018 | 16:00–19:00

Für eine antik­lerikale Rev­o­lu­tion! Sol­i­dar­ität mit den Protestieren­den im Iran!

Im Iran find­en seit über ein­er Woche Proteste gegen das Regime statt, die nicht nur an sich als solche zu beze­ich­nen sind, son­dern auch für sich als solche auftreten. Unmissver­ständlich machen die Men­schen auf den Straßen klar, gegen wen sich ihr Protest richtet: Slo­gans wie „Nieder mit Rouhani”, “Tod der Islamis­chen Repub­lik” oder auch „Hard­lin­er, Reformer — eure Zeit ist vor­bei” zeigen, dass die Revolte sich nicht nur gegen die im West­en häu­fig als kon­ser­v­a­tiv iden­ti­fizierten Kräfte, son­dern eben auch gegen den als mod­er­at­en Reformer gela­bel­ten Rohani richtet. Während vor allem Europa weit­er­hin daran fes­thält Has­san Rohani als „bär­ti­gen Hoff­nungsträger” zu stil­isieren, haben die Men­schen im Iran längst durch­schaut, dass Rohani nur „the friend­ly face of ter­ror” und damit ein williger Voll­streck­er der poli­tis­chen Vorstel­lun­gen Aya­tol­lah Khameneis ist. Sie erwarten daher fol­gerichtig von diesem Regime nichts mehr, son­dern fordern kon­se­quent dessen Ende.

Nun kön­nte man meinen, es sei keine Frage, dass eine europäis­che Staatenge­mein­schaft, allen voran ein Deutsch­land, das gebetsmüh­le­nar­tig von human­is­tis­chen Werten schwadroniert, sich an die Seite der Frei­heits­be­we­gung im Iran stellt. Dass dies nicht geschieht und sich z.B. das deutsche Auswär­tige Amt nicht zu mehr durchrin­gen kann als ein paar abge­drosch­enen Appellen zu Gewalt­losigkeit, die nicht nur völ­lig deplatziert und nichtssagend sind, son­dern den Men­schen, die im Iran für Frei­heit stre­it­en, ins Gesicht schlägt, da der „nor­male All­t­ag” im Iran nichts anderes bedeutet als Zwang und Gewalt, beweist ein­mal mehr, dass das Gerede von west­lichen Werten speziell in Deutsch­land nicht viel mehr als ein Lip­pen­beken­nt­nis ist.
Die Hal­tung Deutsch­lands ist dabei keineswegs neu. Sig­mar Gabriel beispiel­sweise hofiert schon seit Beginn sein­er Tätigkeit­en als Außen­min­is­ter (vorher als Wirtschaftsmin­is­ter) Vertreter des anti­semi­tis­chen Regimes in Teheran und han­delt mil­lio­nen­schwere Wirtschafts-Deals mit ihm aus. Aus­ge­blendet wird dabei der Ver­nich­tungsan­tisemitismus des iranis­chen Regimes, der sich nicht nur in der Leug­nung der Shoah, die zum Beispiel in einem jährlich stat­tfind­en­den Holo­caust-Leugn­er-Com­ic-Wet­tbe­werb insti­tu­tion­al­isiert wurde, son­dern auch in den Ver­nich­tungs­dro­hun­gen gegen Israel von Vertretern des iranis­chen Regimes, äußert. Son­dern auch die Langstreck­en­rake­ten­tests mit Bekun­dun­gen, Israel von der Land­karte zu stre­ichen und Raketen­liefer­un­gen an die His­bol­lah zeigen sehr deut­lich, wie ernst die Besei­t­i­gung des jüdis­chen Staates gemeint ist, den der ober­ste Reli­gions­führer des Irans Aya­tol­lah Ali Chamenei als “Kreb­s­geschwür” beze­ich­net. Im Duk­tus des Appease­ment-Außen­min­is­ters klingt das dann so: „Sie haben eine andere Beziehung zum Sta­tus der Reli­gion. Sie haben außen­poli­tisch einen anderen Blick auf die Welt, etwa bei Syrien. Sie sehen den Kon­flikt zwis­chen Israel und Palästi­na anders.”
Der ganz undiplo­ma­tis­che Stinkefin­ger für ein paar Nazis und die san­ften Worte für ein anti­semi­tis­ches Ter­ror-Regime sind eben zwei Seit­en der gle­ichen neuen deutschen Iden­tität, die es auch mit Blick auf die Frei­heits­be­we­gung im Iran immer wieder zu denun­zieren gilt.

Während Israels Geheim­di­en­st­min­is­ter Katz, die kanadis­che Regierung und das Weiße Haus bere­its Partei für die Demon­stri­eren­den im Iran ergrif­f­en, hal­ten sich europäis­che Regierun­gen bis­lang weitest­ge­hend zurück, um ihre vom Appease­ment geprägten Poli­tik gegenüber des Mul­lah-Regimes und die damit ver­bun­de­nen gemein­samen wirtschaftlichen Koop­er­a­tio­nen nicht zu gefährden. Die zunehmende wirtschaftliche Zusam­me­nar­beit und die Forcierung neuer gemein­samer Pro­jek­te – auch hier am Beispiel des im Sep­tem­ber 2017 abgeschlosse­nen Deals zwis­chen der Ober­bank und Vertretern des iranis­chen Regimes – spielt eine entschei­dende Rolle, liegt das Han­delsvol­u­men zwis­chen dem Iran und Deutsch­land inzwis­chen im zweis­tel­li­gen Mil­liar­den­bere­ich.
Doch dieses Konzept des »Wan­dels durch Annäherung« ist eine Farce! Unter dem sich mod­er­at geben­den Regime unter Has­san Rohani stiegen die Hin­rich­tungszahlen auf Höchst­werte – fast drei Exeku­tio­nen pro Tag im Iran für das Jahr 2015. Im Jahr 2017 wur­den mehr als 567 Men­schen vom iranis­chen Regime hin­gerichtet.
Die außen­poli­tis­chen Erfolge des Irans tra­gen dabei zusät­zlich zur Sta­bil­isierung des islamis­chen Regimes und dessen Herrschaft bei, die für Frauen, Homo­sex­uelle, Oppo­si­tionelle und zahlre­iche andere Men­schen, die nicht in das Welt­bild der Mul­lahs passen Unter­drück­ung und Ver­fol­gung bedeutet. Außen­poli­tis­ch­er Erfolg und innen­poli­tis­che Repres­sion ste­hen im Iran nicht im Wider­spruch, son­dern gehen Hand in Hand und ermöglichen neue Hand­lungsspiel­räume in und außer­halb des Irans.

Unsere Sol­i­dar­ität gilt den kämpfend­en Men­schen im Iran, unsere Ver­ach­tung dem Mul­lah-Regime und der deutschen Kol­lab­o­ra­tion mit diesem!

#Iran­protest

Datum:

11. Jan­u­ar 2018    

Zeit:

16:00–19:00

Veranstaltungskategorie/n:

Veranstaltungsort:

Faulloch

Jena

Veranstalter*in:

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