Magnon und Venus in Ruhrstadt — Die aufgehobene Utopie im Modus aktueller literarischer Eutopien

22. Oktober 2015 | 20:00

Vortrag und Diskussion mit Clemens Bach

Die mit­tler­weile unüber­schaubare Anzahl von lit­er­arischen Utopi­en und deren fast gle­ichzeit­ig auftre­tende Mehrw­ert­steigerung in Form von hoch­fi­nanzierten Film- und Serien­pro­duk­tio­nen lassen kaum die Ver­mu­tung aufkom­men, es han­dele sich bei den gegen­wär­tig in Wort und Bild geronnenen Utopi­en um eine kri­tis­che Reflex­ion auf gesellschaftliche Ver­hält­nisse. Die Lek­türe der Ästhetis­chen The­o­rie Adornos von 1970 zeich­net die Utopie vor allem durch ihren trost­spenden­den, affir­ma­tiv­en und schein­haften Charak­ter aus.

Doch schon ety­mol­o­gisch ist dem Begriff der Utopie nicht ein­fach zu begeg­nen. Dem Wort Utopie lassen sich all­t­agssprach­lich auch die Bedeu­tun­gen von Dystopie und Eutopie zuord­nen (griech. dys/schlecht, eu/gut). Die Geschichte solch­er lit­er­arischen guten bzw. schlecht­en Nicht-Orte nimmt den Platz unzäh­liger Pub­lika­tio­nen ein und wurde dementsprechend auch gesellschaft­s­the­o­retisch inter­pretiert; das bet­rifft vor allem die Rolle gesellschaftlich­er Dystopi­en. Gegen­wär­tige lit­er­arische Eutopi­en dage­gen sind immer sel­tener anzutr­e­f­fen und tau­gen, da ihre Inten­tio­nen und ihre ästhetis­chen For­men zumeist die schlechte empirische gesellschaftliche Real­ität ver­drän­gen, kaum zu kri­tis­chen Reflex­io­nen in Bezug auf gesellschaftliche Ver­hält­nisse. Aus­ge­hend von dem Begriff der Utopie in der Ästhetis­chen The­o­rie Adornos will der Vor­trag einige Über­legun­gen über die mögliche kri­tis­che Funk­tion gegen­wär­tig lit­er­arisch­er Eutopi­en präsen­tieren und disku­tieren. Die Darstel­lung und der Ver­gle­ich der Romane Plan­et Magnon (Leif Randt), Venus siegt (Diet­mar Dath) und Anar­chie in Ruhrstadt (Jörg Albrecht) stellen den Schw­er­punkt des Vor­trags dar. Alle drei Büch­er vere­int die lit­er­arische Darstel­lung ein­er Eutopie, die im Ver­lauf der Hand­lung den Schein ihrer Unfehlbarkeit ver­liert und damit nicht nur auf ihr eigenes Medi­um und ihre Gat­tung, son­dern auch auf eine dem Leser nicht unbekan­nte Real­ität reflek­tiert. Der Vor­trag will mit eini­gen The­sen schließen und diese auch mit dem Pub­likum gemein­sam disku­tieren.

Ein Ver­anstal­tung des Bil­dungskollek­tiv Biko e.V. in Koop­er­a­tion mit der Rosa Lux­em­burg Stiftung Thürin­gen

Datum:

22. Okto­ber 2015    

Zeit:

20:00

Veranstaltungskategorie/n:

Veranstaltungsort:

[L50]
Las­sallestraße 50
Erfurt

Veranstalter*in:

Veranstaltungslink: