9. April 2019 | 18:00
Acht Jahre lang hielt ein Gruppe Aktivist_innen das ehemalige Topf- und Söhne-Gelände in Erfurt besetzt, bevor das Gelände verkauft und am 16. April 2009 geräumt und abgerissen wurde. Das besetzte Haus war ein Zentrum für Subkultur und linke Politik, Wohn- und Veranstaltungsraum, alles in allem ein wichtiger, selbstorganisierter Raum der linken Szene in Erfurt und Thüringen. Es musste schließlich einer Einkaufpassage weichen. Die Aufarbeitung des Geschichtsort, die dort autonom und unabhängig geleistet wurde, findet nun an dem neu entstandenen Geschichtsort Topf- und Söhne statt. Darauffolgende Bemühungen, ein neues Haus zu besetzen und in Verhandlungen mit der Stadt über einen Ausweichort zu treten, verliefen im Sande. Nach zehn Jahren scheint die Option, sich Häuser oder Räume anzueignen, um sie zu nutzen, statt dem Verfall oder der Spekulation preiszugeben, kaum eine mehr. Das ist nicht nur in Erfurt so, sondern spiegelt eine allgemeine bundesdeutsche Entwicklung wieder, in der nach dem Höhepunkt der Hausbesetzerbewegung in den 1980er Jahren dreißig Jahre später kaum noch Häuser besetzt werden, die wenigen existierenden sind von der Räumung bedroht oder wurden legalisiert.
Anlässlich des 10. Jahrestages der Hausräumung wollen wir einen Rückblick auf die Geschichte der Hausbesetzungen bundesweit und in Erfurt werfen; weniger um einer längst vergangenen Zeit hinterherzutrauern, sondern um in der Auseinandersetzung mit einer Form der kollektiven und selbstverwalteten Interessenverfolgung Impulse für eine gemeinsame linke Politik zu sammeln.
Am 9.4. diskutieren Besetzer_innen mit Aktivist_innen und Besitzer_innen — aus der Provinz und aus Metropolen — über die aktuellen Perspektiven von Besetzungen.