20. Oktober 2022 | 19:00
In den letzten zwei Jahrzehnten ist die Queer Theory zunehmend materialistischer und gesellschaftstheoretischer geworden. Ein Ausdruck davon ist der jüngere Bedeutungsgewinn von Ansätzen eines Queeren und Transgender Marxismus im englischsprachigen Raum. Die Queer-of-Color-Kritik untersucht den Zusammenhang von Rassismus, Kolonialismus, Kapitalismus und sexueller bzw. geschlechtlicher Herrschaft wiederum seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre. In der deutschsprachigen Linken werden diese Entwicklungen bislang erst zögerlich zur Kenntnis genommen, lieber schwelgt man in alten Plattitüden, die queere Theorie mit Judith Butlers Frühwerk gleichsetzen und als reine Sprach- und Kulturkritik skizzieren. Mike Laufenberg zeigt demgegenüber, dass viele queere Theorien im Kern eine materialistische Gesellschaftskritik leisten und hierbei nicht nur arbeiterbewegungsmarxistische, sondern auch feministisch-materialistische Analysen von Kapitalismus in zentralen Aspekten korrigieren und erweitern. In seinem Input veranschaulicht er dies an ausgewählten theoretischen Diskussionen und daran anknüpfenden politisch-emanzipatorischen Perspektiven (u.a. zur gesellschaftlichen Funktion von Queer- und Transfeindlichkeit und zu einer queeren Klassenpolitik).
Mike Laufenberg ist Teil von Kitchen Politics, einem queer-feministischen Denk- und Herausgeber*innen-Kollektiv, das marxistisch-feministische und queere Perspektiven zusammenführt und Brücken zwischen akademischen und aktivistischen Debatten herstellt.
Schlaglichter Feminismus ist eine Kooperation des veto mit dem Bildungskollektiv Biko gefördert vom Lokalen Aktionsplan.