Wenn Religion zur Ideologie wird — Vom Islam zum Islamistischen Fundamentalismus

25. November 2014 | 18:15

Wenn Reli­gion zur Ide­olo­gie wird — Vom Islam zum Islamistis­chen Fun­da­men­tal­is­mus
Prof. Dr. Wolf­gang Frindte, Jena

Im Rah­men der Ringvor­lesung: Ange­grif­f­ene Demokratie — Befunde und Gegen­mit­tel

Nach dem Bekan­ntwer­den der langjähri­gen Wirkung, der inten­siv­en Ver­net­zung sowie der bru­tal­en Morde und weit­er­er Straftat­en des NSU richtete sich die Aufmerk­samkeit bis­lang vor­rangig auf das Ver­sagen der Sicher­heits­be­hör­den und die unbe­d­ingt notwendi­ge strafrechtliche Aufar­beitung der Morde sowie die Offen­le­gung des unter­stützen­den Net­zw­erkes. Weit­erge­hende Kon­se­quen­zen lassen sich aber bish­er nur schw­er­lich erken­nen, auch wenn die Debat­ten beispiel­sweise um eine Reform des Ver­fas­sungss­chutzes im Bund und in den Län­dern seit­dem kon­tinuier­lich anhal­ten. Die Frage nach der Ver­ant­wor­tung des Einzel­nen in sein­er jew­eili­gen beru­flichen und pri­vat­en Rolle erfährt noch kaum hin­re­ichend Aufmerk­samkeit. Eine notwendi­ge kri­tis­che Auseinan­der­set­zung mit dem durch Vorurteile geprägten und an Stereo­typen ori­en­tierten Han­deln der beteiligten Strafer­mit­tler find­et – wenn über­haupt – nur noch am Rande statt.
Für die Entwick­lung demokratis­ch­er Werthal­tun­gen und Ein­stel­lun­gen ist es daher unab­d­ing­bar, die Möglichkeit­en, Wirkun­gen und Gren­zen von Bil­dungsange­boten und Lern­gele­gen­heit­en umfassend und erhe­blich ver­stärkt in den Blick zu nehmen. Zwar kann eben nicht erwartet wer­den, dass sich durch Bil­dung nahezu zwangsläu­fig sämtliche demokratie- und men­schen­rechts­feindlichen Ein­stel­lun­gen beheben lassen – anlog zu einem Reparaturbe­trieb für gesellschafts­be­deut­same Defek­te und Nor­m­durch­set­zung. Doch ist eben­so unbe­strit­ten, dass Ler­nen und Bil­dung gesamt­ge­sellschaftlich gese­hen immer noch die größten Inter­ven­tion­sko­r­ri­dore gegen die Her­aus­bil­dung von Vorurteilen, Men­schen­ver­ach­tung und der Bere­itschaft zur recht­en Gewalt darstellen.
In der Beurteilung der Wirkung von Ange­boten der Demokratieerziehung muss das Han­deln von pro­fes­sionellen päd­a­gogis­chen Fachkräften eben­falls kri­tisch betra­chtet wer­den. Der Umgang mit Het­ero­gen­ität und die Anerken­nung von Vielfalt ist zwar für pro­fes­sionell Han­del­nde eine Schlüs­selkom­pe­tenz, die erlernt und ver­standen wer­den muss, und die sich nach­weis­lich nicht allein durch die beru­fliche Qual­i­fika­tion ergibt.
Die Fra­gen, die sich sum­ma sum­marum ergeben, sind den­noch die Fol­gen­den: Wie muss man in Bil­dung­sein­rich­tun­gen vorge­hen, um demokratiefeindlichen Bestre­bun­gen ent­ge­gen­treten zu kön­nen? Welchen Ein­fluss übt dabei das soziale Miteinan­der im Aus­tausch mit anderen auf die Entwick­lung von Ein­stel­lun­gen aus? Welche Gegen­stände und For­men des Wis­sens sind unab­d­ing­bar vorauszuset­zen? Wie aber kann v. a. vorhan­denes oder erwerb­bares Wis­sen in belast­bare prodemokratis­che Werthal­tung und abruf­bare Hand­lungskom­pe­tenz für Demokratie und gegen Recht­sex­trem­is­mus und men­schen­ver­ach­t­ende Vorurteile weit­erge­führt wer­den?
Für das Win­terse­mes­ter 2014 ist von Seit­en des Kom­pe­tenzzen­trum Recht­sex­trem­is­mus der Friedrich-Schiller-Uni­ver­sität Jena eine inter­diszi­plinäre Ringvor­lesung geplant, die Wis­senschaft und Prax­is mit ihren Erken­nt­nis­sen und Erfahrun­gen in einen Dia­log brin­gen und den Gegen­stand auf Ebene eines „studi­um gen­erale“ in der Uni­ver­sität ansprechen möchte.

Pro­jek­tleit­er: Prof. Dr. Peter Fauser

Mitar­beit­er: Mario Förster

Part­ner: Denkbunt, Insti­tut für Lehrerfort­bil­dung, Lehrpla­nen­twick­lung und Medi­en, Demokratisch Han­deln, Deutsche Gesellschaft für Demokratiepäd­a­gogik,

Datum:

25. Novem­ber 2014    

Zeit:

18:15

Veranstaltungskategorie/n:

Veranstaltungsort:

Uni Jena, Hör­saal 3
Carl-Zeiss-Strasse 3
Jena

Veranstalter*in:

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