BUKO37

14. Mai 2015 – 17. Mai 2015 | 0:00–23:59

Stop. Future unwritten. transnational solidarisch

Unter­w­er­fen wir uns in unseren Träu­men und Wün­schen für eine gerechte Welt nicht länger der Dik­tatur der Alter­na­tivlosigkeit. Stop. Denn noch ist nichts entsch­ieden: Die Zukun­ft ist ein unbeschriebenes Blatt. Set­zen wir der neolib­eralen These, da sei keine Alter­na­tive zur Aus­beu­tung der Men­schen, zur Kli­maer­wär­mung, zu immer wieder neuen Kriegen, lib­ertäre Ideen von Emanzi­pa­tion und Frei­heit ent­ge­gen. Die Geschichte gehört uns und sie liegt in unser­er Hand. Inter­na­tion­al oder Transna­tion­al — sol­i­darisch.

Klare Feind­bilder von vor 1989 scheinen Geschichte zu sein. Eben­so nationale Befreiungs­be­we­gun­gen, die für viele ein­mal Bezugspunk­te von Sol­i­dar­ität waren. Ist das gut oder schlecht? Welche poli­tisch-strate­gis­chen Schlussfol­gerun­gen ziehen wir daraus? Neue Akteur*innen betreten die Welt­bühne. Vieles bleibt undurch­schaubar:

Ein Auf­s­tand in Syrien, der im Ter­ror der IS versinkt. Eine stille Rev­o­lu­tion in Roja­va, die von US-Bom­bardierun­gen geschützt wird. Eine Rebel­lion in der Ukraine, an der faschis­tis­che Kräfte maßge­blich beteiligt sind, die einen Krieg in Europa nach sich zieht und doch wieder alte Feind­bilder her­auf­beschwört. Kon­flik­tlin­ien und Kämpfe vervielfachen und über­lagern sich. Keine leichte Her­aus­forderung für eine Linke in Nord und Süd, die sich inter­na­tion­al­is­tisch und anti­mil­i­taris­tisch ver­ste­ht.

#transnational

Wir sind Zeug*innen ein­er schwinden­den Überzeu­gungskraft klas­sis­ch­er staatlich­er Insti­tu­tio­nen. Men­schen wer­den ent­lang glob­aler Ver­w­er­tungs­ket­ten aus­ge­beutet sowohl im Süden, aber auch im Nor­den. Und inner­halb der EU schreiben Einige den Vie­len vor, wie sie zu sparen, zu leben und zu lei­den haben, nach außen wird sie ter­ri­to­r­i­al und ökonomisch abgesichert. Dazu wird die Mauer immer noch ein Stück weit­er ver­schoben, bis Nordafri­ka und in die Ukraine. Tausende ster­ben daran, gehen unter — ob im Mit­telmeer, in Libyen oder in Bangladesh.

Reimt sich vielle­icht die west­zen­tri­erte Kri­tik an TTIP & Co stärk­er auf “nationale Sou­veränität”, als wir es uns selb­st eingeste­hen? Aber wenn kein Staat: Was dann? Und wie kom­men wir von ein­er inter-nationalen Per­spek­tive zu ein­er trans-nationalen? Stop sagen, immer wieder. Und der (vor-)geschriebenen Zukun­ft eines glob­alen Kap­i­tal­is­mus Befreiungsmo­mente ent­ge­genset­zen.

Was also ist heute Transna­tion­al­is­mus? Wie organ­isieren wir uns in der Span­nung zwis­chen Glob­al­isierung, Nation­al­staat und Befreiung? Transna­tionales Han­deln muss den Ver­heerun­gen sowohl lokal als auch weltweit Rech­nung tra­gen. Denn wir kön­nen uns nicht her­aushal­ten und sind zum Han­deln gezwun­gen: Der Wider­stand der indi­ge­nen Bevölkerung in Lateinameri­ka gegen die unwider­ru­fliche Zer­störung ihres Leben­sraumes, sei es durch die Aus­beu­tung ihrer Boden­schätze oder Energiegewin­nung durch Staudämme geht uns alle an. Genau­so wie die Arbeit­skämpfe der sich neu organ­isieren­den Tex­ti­lar­bei­t­erin­nen in Bangladesh. Oder eine mit­tel­große gut­bürg­er­liche Stadt in Deutsch­land wie Mün­ster, aus der her­aus alle NATO-Krieg­sein­sätze für die Schnelle Ein­greiftruppe befehligt wer­den.

#solidarity

Eine transna­tionale Ver­net­zung ist wichtig, um emanzi­pa­torische Alter­na­tiv­en kollek­tiv zu entwick­eln und umzuset­zen. Dies stellt alle Beteiligten vor Her­aus­forderun­gen, weil es uns tat­säch­lich abver­langt, die Gren­zen zu über­winden, die Ras­sis­mus, Sex­is­mus und Klas­sis­mus zwis­chen uns ziehen, indem jede*r bere­it ist, eigene Priv­i­legien abzule­gen.

Die Vielfältigkeit, Unver­bun­den­heit und Ungle­ichzeit­igkeit sozialer Auseinan­der­set­zun­gen weltweit macht es schw­er, Bünd­nisse und Unter­stützung jen­seits des begren­zten Kampfes, jen­seits des lokalen Pro­jek­tes zu organ­isieren. Die Lin­derung sozialer Missstände allein genügt nicht. Gle­ichzeit­ig gibt es auch inner­halb dieser Pro­jek­te wenig Kon­ti­nu­ität: Aktivist*innen tauchen auf, ver­schwinden wieder.

Wie kann dann die konkrete Prax­is ausse­hen: Wer, mit wem, wofür?

Wir brauchen einen neuen Begriff von Sol­i­dar­ität: Was ist transna­tionale Sol­i­dar­ität? Wie sieht Sol­i­dar­ität aus, deren Ziel tat­säch­lich die Über­win­dung von Sex­is­mus, Ras­sis­mus und Kap­i­tal­is­mus ist?

Der BUKO soll ein Forum sein, sich mit diesen Fra­gen aus ver­schiede­nen Blick­winkeln auseinan­der zu set­zen: sozialökol­o­gis­chen und queer­fem­i­nis­tis­chen Kämpfen, der Ökonomisierung von Bil­dung, anti­mil­i­taris­tis­chen und anti­ras­sis­tis­chen Bewe­gun­gen sowie mit Sicht auf glob­ale Krisen­proteste.

#revolution

Wir erleben, beson­ders seit dem Ara­bis­chen Früh­ling 2011, eine Welt in Aufruhr. Auf­stände flack­ern auf, Rebel­lio­nen entste­hen, Plätze wer­den beset­zt. Wir erleben — und das ist die gute Nachricht — Kämpfe um Würde und Rechte in ver­schieden­sten Bere­ichen der Gesellschaft, hier und ander­swo: Kämpfe um Arbeiter*innenrechte, gegen Pri­vatisierung von Bil­dung, Gesund­heit und Wohn­raum, Kämpfe für sex­uelle Selb­st­bes­tim­mung, migrantis­che Kämpfe um Bewe­gungs­frei­heit, Kämpfe gegen Kor­rup­tion und staatlichen Ter­ror­is­mus, Kämpfe gegen Extrak­tivis­mus und Ressource­naus­beu­tung, gegen Frei­han­delsabkom­men und Troi­ka in Europa …

Eine zen­trale Frage bleibt die nach der Verbindung dieser vielfälti­gen lokalen Kämpfe und par­tiku­laren Auseinan­der­set­zun­gen: Wie entste­ht aus und in ihnen das Gemein­same, das den herrschen­den neolib­eralen Kap­i­tal­is­mus über­windet und echte Alter­na­tiv­en ermöglicht, jen­seits von Staat und aus­ge­höhlter Demokratie? Dazu müssen wir nach den Möglichkeit­en ein­er gemein­samen Organ­isierung fra­gen. Und wofür eigentlich gehen wir auf die Plätze? Und wie kann eine gemein­same Utopie ausse­hen? Worum geht es, wenn wir sagen: Stop. Future unwrit­ten.?

Start writ­ing future. 14. — 17.5.2015, BUKO 37 in Mün­ster

Datum:

14. Mai 2015 – 17. Mai 2015    

Zeit:

0:00–23:59

Veranstaltungskategorie/n:

Veranstaltungsort:

Insti­tut für Sozi­olo­gie

Mün­ster

Veranstalter*in:

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