24. Antifaschistischer und antirassistischer Ratschlag

7. November 2014 – 8. November 2014 | 0:00–23:59

Seit 1990 find­et in Thürin­gen jährlich der antifaschis­tis­che und anti­ras­sis­tis­che Ratschlag statt. Primäres Ziel war es, den Kampf gegen die damals erstark­enden faschis­tis­chen Ten­den­zen voranzutreiben, die Aktiv­en zu ver­net­zen und Posi­tio­nen sowie Strate­gien im Bere­ich des Antifaschis­mus und Anti­ras­sis­mus zu disku­tieren. Am 7. und 8. Novem­ber 2014 find­et der 24. antifaschis­tis­che und anti­ras­sis­tis­che Ratschlag in Erfurt statt. Wir laden alle Inter­essierten ein, sich zu informieren, sich auszu­tauschen und mit uns zu ver­net­zen.
Wir kom­men aus Gew­erkschaften, der Antifa-Bewe­gung, aus Bürg­er­bünd­nis­sen, Parteien und undog­ma­tis­chen linken Grup­pen. Außer­dem sind wir Einzelper­so­n­en, die sich gegen Nazis und die Ver­hält­nisse, die sie ermöglichen, engagieren. So unter­schiedlich wie wir sind, so unter­schiedlich sind auch unsere Analy­sen und Strate­gien gegen Ras­sis­mus und Neon­azis­mus: Geht es um gesellschaftliche Bre­ite und liegt der Fokus auf der Ver­hin­derung von Nazi­aufmärschen? Geht es um Aufk­lärung der Bevölkerung? Sind Ras­sis­mus und Anti­semitismus notwendi­ge Erschei­n­un­gen in ein­er kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft und liegt die Lösung deshalb in der Abschaf­fung kap­i­tal­is­tis­ch­er Ver­hält­nisse?
Der Ratschlag ver­ste­ht sich als Ort für Auseinan­der­set­zung auch mit diesen Fra­gen.

Die Qual der Wahl
Grund­lage unser­er Gesellschaft ist der Kap­i­tal­is­mus, in dem es nicht um die Bedürfnisse der Men­schen geht, son­dern dessen Triebkraft die Ver­mehrung von Kap­i­tal ist. Wer sich in diesem Konkur­ren­zsys­tem nicht behaupten kann oder will, wird aus­ge­gren­zt und sozial abgrup­piert. Angst vor dem sozialen Abstieg angesichts der Dauerkrise haben viele. Schnelle Schuldzuweisun­gen und der Wun­sch nach ein­fachen Lösun­gen sind tief in der Gesellschaft ver­ankert. Die Auswirkun­gen zeigen sich auch bei den Wahlen. So kon­nte die NPD bei der Kom­mu­nal­wahl 2014 ihre Man­date ver­dop­peln. Und mit der “Alter­na­tive für Deutsch­land” (AfD) ist eine neue Partei in Erschei­n­ung getreten, die einen großen Teil des bere­its seit vie­len Jahren vorhan­de­nen recht­spop­ulis­tis­chen Poten­zials bün­delt und deren Rhetorik in Thürin­gen beson­ders gut ver­fängt.
Gemein­sam wollen wir disku­tieren, wie man völkischem Ras­sis­mus ein­er­seits und ander­er­seits recht­spop­ulis­tis­chen und nation­alchau­vin­is­tis­chen Posi­tio­nen angemessen begeg­net.

Her­zlich Willkom­men!?
Men­schen, die vor unzu­mut­baren Ver­hält­nis­sen, vor Krieg und Elend fliehen, kom­men auch nach Thürin­gen. Wem es gelun­gen ist, die Mauern der Fes­tung Europa zu über­winden, stößt bei den Men­schen vor Ort oft auf Mis­strauen und Ablehnung. Nicht nur in Greiz gab es gemein­same Proteste von organ­isierten Nazis und Anwohner_innen. Auch in Erfurt ver­suchte die NPD im Kom­mu­nal­wahlkampf, Ras­sis­mus und Sozial­neid für sich zu nutzen. Ras­sis­tis­che Äußerun­gen auf der Bürg­erver­samm­lung zur neu ein­gerichteten Flüchtling­sun­terkun­ft in der Hans-Sail­er-Straße macht­en zudem deut­lich, dass die von der Thüringer Poli­tik vielbeschworene “Willkom­men­skul­tur” nicht die Real­ität ist (oder ist ger­ade dies die Real­ität der Willkom­men­skul­tur?).
Unab­hängig davon wer­den an vie­len Orten Men­schen aktiv, die sich informieren und Geflüchtete prak­tisch unter­stützen. Neben Vorurteilen von Anwohner_innen gibt es auch spon­tane Hil­fs­bere­itschaft und den Wun­sch, den ras­sis­tis­chen Ressen­ti­ments ent­ge­gen­zutreten. Deshalb laden wir Alle ein, die sich für bessere Lebens­be­din­gun­gen für Flüchtlinge engagieren und/oder Staat, Nation und Kap­i­tal abschaf­fen wollen, sich mit uns auszu­tauschen.

Staatlich­es Han­deln
Das staatliche Han­deln fällt schein­bar wider­sprüch­lich aus. Zum einen gibt es finanzielle und logis­tis­che Hil­fe für Pro­jek­te, die sich gegen Neon­azis engagieren, wobei die Inten­tio­nen der Pro­jek­t­förderun­gen zu hin­ter­fra­gen ist. Zum anderen zeigt die Beteili­gung des Ver­fas­sungss­chutzes am Ter­ror des aus Thürin­gen stam­menden NSU die zweifel­hafte Funk­tion staatlich­er Insti­tu­tio­nen. Nach lan­gen Kämpfen von Flüchtlin­gen und ihren Unterstützer_innen gab es Fortschritte durch die Ausweitung der Res­i­den­zpflicht in Thürin­gen. Doch noch immer erhal­ten Flüchtlinge in eini­gen Kom­munen Thürin­gens men­sche­nun­würdi­ge Essensgutscheine, wer­den nichtweiße Men­schen häu­figer von der Polizei kon­trol­liert, wer­den Geflüchtete abgeschoben. So wur­den am 8. April 2014 eine dreiköp­fige Roma-Fam­i­lie aus Erfurt abgeschoben. Hier­bei wur­den die Kinder vor den Augen ihrer Mitschüler_innen von der Polizei aus der Grund­schule abge­holt, ohne dass sich an der Schule Protest erhob.

Uns ist es wichtig, staatlich­es Han­deln und insti­tu­tion­al­isierten Ras­sis­mus und seine Ursachen kri­tisch in den Blick zu nehmen.

Auf nach Erfurt!
Die Stadt Erfurt stellt sich gerne als weltof­fene Touris­musstadt dar. Doch wer genauer hin­sieht, stellt schnell fest, dass Erfurt auch ein Sam­mel­beck­en für Neon­azis unter­schiedlich­er Couleur ist. Mit der Auflö­sung des Vere­ins “Pro Erfurt” und dem Übertreten führen­der Mit­glieder in die NPD hat sich die Zusam­me­nar­beit von Parteinazis und Kam­er­ad­schaftsspek­trum weit­er inten­siviert. Am Erfurter Her­ren­berg haben sie mit der Kammwegk­lause mit­tler­weile ein Naz­izen­trum mit regelmäßi­gen Ver­anstal­tun­gen und Konz­erten etabliert. Immer wieder kommt es in Erfurt zu Über­grif­f­en auf Men­schen, die nicht in das neon­azis­tis­che Welt­bild passen.
Irra­tionale Wel­terk­lärun­gen find­en sich aber nicht nur bei Neon­azis. So kamen ab Mai die neuen “Mon­tags­demos” nach Erfurt. Wo vorge­blich für Frieden demon­stri­ert wird, ver­sam­melt sich eine Allianz aus Ver­schwörungs­the­o­retik­ern, recht­en Wut­bürg­ern und anderen Anti­semiten, die die Schuld für das Weltü­bel in den USA, “dem West­en” oder gle­ich bei der “jüdis­chen Wel­tregierung” ver­mutet.

Wir laden alle Inter­essierten ein, gemein­sam Strate­gien und Han­deln gegen Ras­sis­mus, Anti­semitismus und andere For­men von Men­schen­feindlichkeit mit uns zu entwick­eln.

Kommt am 7. und 8. Novem­ber 2014 zum Ratschlag 2014 nach Erfurt!

Pro­gram­müber­sicht: http://ratschlag-thueringen.de/programm.html
Pro­grammheft: http://ratschlag-thueringen.de/ratschlagheftdruck.pdf

Datum:

7. Novem­ber 2014 – 8. Novem­ber 2014    

Zeit:

0:00–23:59

Veranstaltungskategorie/n:

Veranstaltungsort:

IGS

Erfurt

Veranstalter*in:

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