Mit linken ökologischen Utopien gegen “Realsozialismus” und Kapitalismus — Die Konzepte der DDR-Dissidenten Bahro, Harich und Havemann

29. Oktober 2015 | 20:00

Vortrag und Diskussion mit
Alexander Amberger

Die The­men Ökolo­gie, Nach­haltigkeit und Post­wach­s­tum ger­at­en immer dann in die Defen­sive, wenn es um die Infragestel­lung von Wach­s­tum, Arbeit­splätzen und west­lichem Wohl­stand geht. Auch in Teilen der Linken gilt Wirtschaftswach­s­tum als All­heilmit­tel. Wach­s­tum­skri­tik­er sehen sich hier oft­mals in die Ecke gedrängt, auch weil ihre Forderun­gen kaum für Wahl­pro­gramme attrak­tiv sind. Dieses Dilem­ma ist nicht neu, schon die SED sah sich in den 70er Jahren vor dem Hin­ter­grund der Club-of-Rome-Berichte damit kon­fron­tiert. Sie ging in eine Abwehrhal­tung und schob den “schwarzen Peter” dem kap­i­tal­is­tis­chen West­en zu. Sobald der Sozial­is­mus gesiegt haben wird, so der dama­lige Parteitenor, wer­den sich auch die ökol­o­gis­chen Prob­leme auflösen.
Drei sich als marx­is­tisch ver­ste­hende SED-Kri­tik­er aus der DDR, Wolf­gang Harich, Rudolf Bahro und Robert Have­mann hiel­ten dieses Zukun­ftsver­trauen für falsch. Sie ent­war­fen ökol­o­gis­chkom­mu­nis­tis­che Utopi­en als Alter­na­tiv­en zum Real­sozial­is­mus und zum Kap­i­tal­is­mus. Ihrer Mei­n­ung nach hätte die SED einen anderen Weg anschieben und eine Gesellschaft mit einem Gle­ichgewicht zwis­chen Men­sch und Natur aufzeigen kön­nen. Dabei kon­nten sie sich per­sön­lich kaum lei­den und kri­tisierten auch ihre Konzepte untere­inan­der.
Ihre Büch­er sind zwar ein­er­seits im DDR-Kon­text ver­haftet, ander­er­seits enthal­ten sie aber schon viel von dem, was heute disku­tiert wird und weisen dabei in Ele­menten auch darüber hin­aus. “Frei­heit als Utopie des west­lichen Kap­i­tal­is­mus ist Chlo­ro­form”, schrieb Ernst Bloch. Gegen­wär­tig kön­nte man “Frei­heit” durch “Umweltschutz” und “west­lich” durch “grün” erset­zen. In dieser Rich­tung liefer­ten Bahro, Harich und Have­mann Argu­mente und Vorstel­lun­gen, an die man heute noch anknüpfen kann.

Datum:

29. Okto­ber 2015    

Zeit:

20:00

Veranstaltungskategorie/n:

Veranstaltungsort:

Offene Arbeit
Aller­heili­gen­str. 9, Hin­ter­haus
Erfurt

Veranstalter*in:

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