5. Juni 2015 | 17:00–18:00
Sendung zur Rolle der Wehrmacht im zweiten Weltkrieg
Am 27.05. fand im Thüringer Landtag die erste Anhörung über die Änderung des Feiertagsgesetzes statt. Dabei ging es um die Einführung eines Gedenktags am 8. Mai. Doch dabei blieb es nicht. Wolfgang Fiedler von der CDU wollte beispielsweise klarstellen, dass die Wehrmacht doch gar nicht so schlimm gewesen sei und den Krieg gar nicht wollte. Zitat: “Das war nicht die deutsche Wehrmacht, sondern das war Hitler und Co.” Die weiteren Äußerungen sind hier nachzuhören: http://plenumonline.fem.tu-ilmenau.de/thueringen/Default.aspx?TOPcount=1
In ähnlicher Art und Weise äußerte sich auch CDU-Fraktionschef Mike Mohring zur Wehrmacht: “Das sind doch nicht automatisch alles Verbrecher! Genau das Gegenteil. Sie machen aus einer sauberen Wehrmacht eine Verbrecherwehrmacht!”. Nach der Veröffentlichung stritt die CDU-Fraktion die Äußerung ab und schimpfte über “bösartige Unterstellungen”. Blöd gelaufen: der Zwischenruf wurde nicht nur von der Parlamentsstenografie festgehalten, sondern auch auf Video aufgenommen: https://www.youtube.com/watch?v=Ggd95ArI12M
Das man solche Äußerungen im Jahr 2015 noch zu hören bekommt ist schon etwas seltsam. Zumal sie aus der Reihe des sogenannten bürgerlichen Spektrums kommen und nicht aus Reihen der extremen Rechten.
Daher haben wir dies zum Anlass genommen und werden mit Hannes Heer über die Rolle der Wehrmacht im zweiten Weltkrieg sprechen. Hannes Heer war einer der inhaltlich prägenden wissenschaftlichen Gestalter der Wehrmachtsausstellung und später auch Leiter derselben. Nach seinem Ausscheiden aus der Ausstellung ist er als freier Autor, Herausgeber und Ausstellungsmacher tätig.
Seine Themenschwerpunkte sind die Erinnerungspolitik und die Konstruktion von Geschichte, insbesondere die Aufarbeitung der NS-Zeit. In den Werken „Vom Verschwinden der Täter“ (2004) und „Hitler war’s“ (2005) untersuchte er die Tendenz, die Geschichte des Nationalsozialismus als eine Geschichte von „Taten ohne Täter“ zu präsentieren.